Massaker in Kurdistan schockiert Türkei

BLUTFEHDE In der Provinz Mardin stürmen Bewaffnete eine Verlobungsfeier und töten 44 Menschen. Der Grund: eine Familienfehde. Die Täter stammen aus demselben Ort – und waren „Dorfschützer“

BERLIN taz | Bei einem der schlimmsten Gewaltverbrechen in der jüngeren Geschichte der Türkei wurden auf einer Verlobungsfeier im Dorf Bilge in der kurdischen Provinz Mardin 44 Menschen getötet – 6 Kinder, 16 Frauen und 22 Männer. Bislang wurden acht Tatverdächtige festgenommen, die den gleichen Namen tragen sollen wie ihre Opfer. Das deutet darauf hin, dass es sich um eine Familienfehde gehandelt haben könnte. Auch die Waffen der Verdächtigen wurden sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft in der Provinzhauptstadt Mardin übernahm die Ermittlungen.

Sowohl die ermordeten Männer als auch die mutmaßlichen Täter waren offenbar „Dorfschützer“, also Milizen, die vom Staat bewaffnet, finanziert und gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK eingesetzt wurden.

Kurdische Oppositionspolitiker sprachen daher von einem Massaker mit staatlichen Waffen und forderten eine Auflösung der Milizen. Die kurdische Frauenrechtlerin Nebahat Akkoc sagte der taz, dass das grundsätzliche Problem in den patriarchalischen Strukturen Kurdistans liege. „Gewalt steigert Gewalt, und der bewaffnete Konflikt zwischen dem Staat und der PKK trägt zur Qualität und zur Quantität der Gewalttaten in der Region bei“, fügte sie hinzu und nannte die Tat einen „Ehrenmassenmord“. DZY

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