megathemen 2004
: Gestritten wird um mehr Qualität an der Ladentheke

Was wird in den nächsten zwölf Monaten die Gemüter in Deutschland beschäftigen – und wo liegen die Konfliktlinien? Die taz will es heute schon wissen und befragt NGOs und Verbände zu ihren Megathemen für das Jahr 2004.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kümmert sich um die Qualität des Essens und will im kommenden Jahr die Lebensmittel- und Futtergesetzgebung aus dem „toten Winkel der Bürgergesellschaft“ zerren. „Die so gern zitierten mündigen Verbraucher“ fielen schließlich nicht vom Himmel, sagt Sprecher Carsten Direske.

„Demokratie auf dem Teller“ heißt denn auch die Kampagne, bei der die von Ex-Greenpeace-Chef Thilo Bode im letzten Jahr gegründete Organisation 2004 vor allem die Macht des Handels thematisieren will. Die Verbraucherschützer finden, es reicht nicht, wie in der Schnäppchendebatte nur die Rolle der Verbraucher und Hersteller zu diskutieren. Schon lange bestimme der Handel, welche Qualität die Produkte im Regal haben. Bis auf wenige Topmarken seien die Hersteller nur die Bittsteller um Regalmeter. Foodwatch hat rund 7.000 Mitglieder und ein Budget von rund 790.000 Euro.

Der Einzelhandel müsse sich 2004 erst einmal konsolidieren. Die Umsätze seien im jetzt endenden Jahr durch die allgemein schlechte Konjunktur stark eingebrochen, sagt hingegen Hubertus Pellengahr vom Verband des Deutschen Einzelhandels, HDE. Stimme die Kasse dann wieder, könnten sich die Händler auch um Qualität kümmern.

Pellengahr setzt dazu auf die Reformfreudigkeit der Politik. Damit die Deutschen wieder mehr Geld in der Tasche hätten, müsse die rot-grüne Koalition die Steuern 2004 weiter senken, den Arbeitsmarkt verbessern. 100.000 Mitglieder hat der Verband – von der Metro über Ikea bis zum Tante-Emma-Laden. Das Budget verrät Pellengahr nicht.

Die grüne Verbaucherministerin Renate Künast hatte der Qualitätsdebatte vor gut einem Jahr schon einmal einen Schub gegeben. Sie kritisierte die Discounter wie Lidl und Aldi, die beim Preis eine „beispiellose Abwärtsspirale“ in Gang gesetzt hätten und so die Qualität vieler Produkte gefährdeten. Der Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) pfiff sie damals prompt zurück. HANNA GERSMANN