der kommentar
: Welke Zedern des Libanon

Politik und Pop: Der Libanon wird doch nicht beim nächsten Eurovision Song Contest teilnehmen – sehr schade

Die Sängerin war bereits nominiert: Aline Lahoud. Sie hätte ihr Land, den Libanon, beim 50. Eurovision Song Contest in Kiew vertreten sollen. Das klang nur auf den ersten Blick bizarr. Aber zur Eurovision, einem Senderverbund zum Austausch von journalistischen TV-Filmen und zum Ankauf von Sportrechten, der allerdings hauptsächlich bekannt ist, weil unter seinem Namen seit 1956 ein (ex-schlagerlastiger) Song Contest stattfindet. Zur Eurovision gehören seit langem arabischsprachige Länder – und Israel, klar, auch.

Die Sensation aber war: TL, der libanesische Eurovisionsableger, hat sein Pop-Engagement nicht davon abhängig machen wollen, dass Israel zu Hause bleiben muss. Mehr noch: TL wusste darum, dass, hätte Aline Lahoud gewonnen, der israelischen Delegation 2006 die Einreise nach Beirut hätte erlaubt werden müssen, um nicht, rufschädigend, die Festivallizenz einzubüßen.

Gestern nun zog TL seine Zusagen zurück – offiziell grundlos, dem Vernehmen nach, weil innenpolitisch die Eurosongteilnahme eine allzu starke Nähe zum südlichen Nachbarn hätte aufkeimen lassen können. Beim Grand Prix ist häufiger vor jedem offiziellem Kontakt informeller Kulturaustausch betrieben worden. Die Nachbarn Libanon und Israel in einem Popwettbewerb: Das hätte weder die Hisbollah noch die Westbank-Fundis gefreut. Alle anderen sehr. Schade. Aber: Es gibt immer eine nächste Chance. JAF