Meditatives Miteinander

Von der Suche nach den „Quellen der Freude“: Das 26. Europäische Jugendtreffen der ökumenischen „Communauté de Taizé“ ist in Hamburg angekommen und noch bis zum Freitag in den Messehallen zu erleben

Ob gemeinsames Singen auf Messehallenböden Frieden stiftet, sei dahingestellt

von alexander diehl

Im Minutentakt waren am Montag Reisebusse rund um die Messehallen eingetroffen und hatten Gruppen zumeist junger Menschen mit Isomatten, Ruck- und Schlafsäcken ausgespuckt. Lange angekündigt, beworben und von städtischen Repräsentanten zwischenzeitlich gar zum Ersatz-Event für Hamburgs glücklose Olympia-Bewerbung erklärt, war das 26. Europäische Jugendtreffen der ökumenischen „Communauté de Taizé“ angekommen. Und die erwarteten 50- bis 60.000 jungen Christen aus ganz Europa sowie einigen anderen Teilen der Welt in Empfang zu nehmen, das bedurfte bemerkenswerter Organisation.

Dass etwa die Hälfte der ökumenischen Pilger, rund 25.000, bis zum Freitag in Hamburgs Schulen nächtigen, nahm der Noch-Bildungssenator gestern zum Anlass, sich bei allen ehrenamtlich Beteiligten zu bedanken – und kurzfristig einen Besuch in den Messehallen anzukündigen: Heute Nachmittag will Reinhard Soltau (FDP) dort „Jugendliche zum Gespräch“ treffen. Sich stark gemacht für das Treffen – oder wenigstens Platz im Terminkalender frei geräumt – hatte am Montagabend bereits Senatskollege Gunnar Uldall (CDU) mit dem Besuch des ersten „Gemeinsamen Gebets“ inklusive Frère Rogers „Meditation“.

Darin widmet sich der inzwischen 88-jährige Communauté-Gründer an den vier Abenden – noch heute und morgen, jeweils 19 Uhr, Messehallen – dem Thema „Wege des Vertrauens“. Wie jedes Jahr verschickte er im Vorfeld einen Brief an die Christenheit in aller Welt, darin ausgeführt die thematische Leitlinie des Treffens, ein Aspekt seines seit mehr als 50 Jahren verfolgten Projekts: Versöhnung und Kennenlernen über Konfessions- und andere Grenzen hinweg.

„An den Quellen der Freude“ ist sein Brief 2004 überschrieben. „Einmal fragte ich einen Jugendlichen, was in seinen Augen der wesentliche Halt seines Lebens sei“, heißt es da. „Er antwortete: ‚Die Freude und Güte des Herzens.‘“ Diese „Gabe Gottes“ habe „nichts Naives, sie erfordert Umsicht“. Schließlich: „Sie lenkt unser Augenmerk auf die Ärmsten, die Leidenden“.

Handfeste Dimensionen erlangte diese „Umsicht“, dieses Verantwortungsgefühl auch und gerade in scheinbar weltlichen Dingen dann gestern: In Workshops und Gesprächsgruppen beschäftigten sich die Teilnehmer, angeleitet durch Frères aus Taizé, mit Rogers Botschaft. Und ließen sich zu diesem Zweck etwa die Arbeit des „Jesus-Center“ im Schanzenviertel erklären oder besuchten die „Rathauspassage“ der Diakonie. Begleitet wurden sie von nordelbischer Kirchenprominenz: Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen sowie ihre KollegInnen aus Lübeck und Kiel.

Ob gemeinsames Singen und Essen auf kalten Messehallenböden, Gespräche über „kontemplative Erwartung“ oder Workshops „Wie beten?“ über die daran Beteiligten hinaus eine Frieden oder Verständnis stiftende Wirkung entfalten, sei dahingestellt. Noch-Bürgermeister Ole von Beust, immerhin ja Mitglied einer Partei mit betont christlicher Tradition, hatte bei einem eingeschobenen Pressetermin im Vorfeld angemerkt: „Wer hier war, wem es hier gefallen hat, der erzählt in der Welt Gutes über Hamburg. Und das ist gut für Hamburg.“ Unter Gesichtspunkten der Standortsicherung auch eine „Quelle der Freude“.

www.taize-hh.net