Jachad ist das Zuhause der Linken

Mit dem Wechsel der Arbeitspartei in die Regierung von Ariel Scharon stellt das kleine Bündnis aus Meretz und Schahar die Opposition

JERUSALEM taz ■ „Für den Abzug muss man nicht in die Regierung kriechen“, heißt es auf einem Plakat der Jachad, des Ende vergangenen März gegründeten Bündnisses der beiden linken Parteien Meretz und Schahar. Es zeigt die Spitze der Arbeitspartei, Schimon Peres, Efraim Sneh und Matan Vilnai, wenig vorteilhaft auf dem Bauch liegend. Die bislang größte Oppositionspartei tritt erklärtermaßen der Regierungskoalition bei, um den für das kommende Jahr geplanten einseitigen Abzug aus dem Gaza-Streifen sicherzustellen.

Die Jachad werde nun, da die Sozialisten in die Regierung einziehen, „die Opposition führen“, heißt es auf dem Plakat. Das stimmt zwar rein zahlenmäßig nicht, denn die jüngst aus der Koalition ausgeschiedene liberale Schinui verfügt über einige Mandate mehr. Ideologisch hingegen trifft es zu.

Jachad ist das „Zuhause der Linken“. Die Partei verfolgt den „Frieden“, „soziale Gerechtigkeit“ und die Wahrung der Menschenrechte. Das Gründungsprogramm der Partei spricht von der Auflösung der jüdischen Siedlungen und einer Rückkehr zu den Grenzen von 1967. Parteichef Jossi Beilin gehörten zu den „Genfer Initiatoren“, eine Gruppe israelischer und palästinensischer Intellektueller, darunter auch zahlreiche ranghohe Politiker, die sich vor gut einem Jahr auf eine umfassende und detaillierte Friedensformel einigten. Die „Genfer Initiative“ ist Grundlage für die Friedenspolitik der Jachad.

Die laut Programm sozialdemokratische Partei strebt gleiche Rechte für Mann und Frau, für Juden und Araber an. Viele Parteimitglieder waren allerdings enttäuscht, als das Kopf-an-Kopf-Rennen um den Parteivorsitz zugunsten des aschkenasischen (aus Europa oder Osteuropa stammenden Juden) Juristen Beilin ausging. Wie viel besser stünde es um die Chancen der Jachad, so die Kritiker Beilins, hätte der in Bagdad geborene Ran Cohen das Rennen gemacht. Die kommenden Parlamentswahlen werden sich stark auf die sozialpolitische Agenda konzentrieren. Beilin ist als Beschützer der Armen zweifellos weniger glaubwürdig, als sein sephardischer (aus arabischen Ländern Immigrierte) Kontrahent. Gerade für die sozial eher schlecht gestellte sephardische Bevölkerung hat die ethnische Verwandtschaft eine zentrale Bedeutung. SUSANNE KNAUL