BLUTIGE WEIHNACHT

Mit der Hinrichtung des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu und seiner Frau Elena zu Weihnachten 1989 endete blutig das Wendejahr im Ostblock. Das Ehepaar wurde in einem Schnellverfahren in der Stadt Târgoviste, nördlich von Bukarest, am 25. 12. 1989 zum Tode verurteilt und erschossen. Die unerträgliche Lage in Rumänien und die Ereignisse in den anderen Ostblockstaaten ließen das Regime zusammenbrechen. Die Proteste, die Mitte Dezember in der Stadt Timisoara begonnen hatten, erfassten schnell das ganze Land. Ceaușescu beförderte seinen Sturz, als er am 21. Dezember in Bukarest 100.000 Menschen zusammenholen ließ. Als sie gegen ihn zu schreien begannen, eröffneten Angehörige des Geheimdienstes Securitate das Feuer. Das Militär hingegen verweigerte im Allgemeinen den Befehl. Ceaușescu ließ daraufhin den Verteidigungsminister erschießen und floh mit einem Hubschrauber. Armee und die Securitate kämpften in Bukarest gegeneinander, Hunderte wurden dabei getötet. Die Ceausescus wurden schließlich in Târgoviste verhaftet.

Noch vor der Hinrichtung der Ceausescus übernahm die „Front zur Nationalen Errettung“ die Führung des Landes. Einer ihrer Köpfe, der unter Ceausescu in Ungnade gefallene Funktionär Ion Iliescu, wurde Staatsoberhaupt. Bei den Wahlen im Mai 1990 erreichte Iliescu 85 Prozent der Stimmen, und die „Front“ gewann die absolute Mehrheit in beiden Häusern des Parlaments. Iliescu schuf die „Sozialdemokratische Partei“ PSD (Partidul Social-Democrat). Die PSD war von Anfang an von Parteikadern der ehemaligen Kommunistischen Partei dominiert. Ion Iliescu verlor 1996 zwar die zweiten Präsidentschaftswahlen gegen Emil Constantinescu, dem Mitbegründer des Parteienbündnisses „Demokratische Konvention“. Doch im Dezember 2000 wurde Iliescu erneut zum Präsidenten gewählt. Überraschend wurde am 12. 12. 2004 der bisherigen Bukarester Bürgermeister Traian Basescu zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Rumänien ist seit März 2004 Mitglied der Nato und wird voraussichtlich im Jahre 2007 in die EU aufgenommen. TAZ