ORTSTERMIN: DIE VERLEIHUNG DES MOVIMENTOS-TANZPREISES IN WOLFSBURG
: Hauptsache Bewegung

Ferdinand Piëchs Pläne zur Zukunft des VW-Porsche-Imperiums haben gegen die Strahlkraft von Movimentos keine Chance

Als alles vorbei ist, steht in der Wolfsburger Bahnhofshalle einer der letzten Fans. „Ihr seid scheiße, wie der S 04“ grölt er, und die sechs Polizisten in Einsatzmontur ignorieren ihn mit versteinertem Gesichtsausdruck. Ein Paar in Abendgarderobe huscht durch die Halle, der letzte Zug nach Hannover geht um 23.18 Uhr. Das Paar kommt von der Verleihung des Movimentos-Tanzpreises. Der Fan kommt von einem Fußballspiel des VFL Wolfsburg. Der VFL hat den ersten Platz in der Bundesliga verteidigt. Die Aufzeichnung der Tanzpreisverleihung wird heute auf Arte ausgestrahlt.

Was den Fußball und den Tanz in Wolfsburg verbindet, das ist der VW-Konzern. Der VFL gehört zu 100 Prozent der Volkswagen AG, das Festival Movimentos wird veranstaltet von der Autostadt GmbH, die geschaffen wurde, um für VW zu werben.

Auf dem Gelände der Autostadt befindet sich das historische Kraftwerk von VW, das für Veranstaltungen hergerichtet wurde. Die Besucher flanieren zwischen Turbinen und Kesselanlagen und sitzen auf einer aufwändig eingebauten Tribüne. Aufgetreten sind in diesem Kraftwerk Größen des zeitgenössischen Tanzes wie der französische Tänzer Abou Lagraa, die spanische Flamenco-Tänzerin Mercedes Ruiz oder die Hofesh Shechter Company aus England. Es wurden Preise vergeben, beispielsweise für die „beste Choreografie“. Den Preis das künstlerische Lebenswerk bekam der Choreograf Lin Hwai-min aus Taiwan. Moderiert wurde das Ganze von Dieter Moor, derzeit auch Moderator beim ARD-Kulturmagazin „Titel Thesen Temperamente“.

Die Tanzdarbietungen sind erstklassig, keine Frage. Dieter Moor versucht erst gar nicht, journalistische Distanz zu wahren und redet den VW-Granden nach dem Mund: Ja, das Programm ist eine Wucht, ja, VW kümmert sich nicht nur um technische Bewegung, sondern auch um die der Menschen.

Während in Wolfsburg der VFL und der Tanzpreis von VW erzählten, wurde auf Sardinen der neue VW Polo vorgestellt. Am Rande der Veranstaltung verlautbarte VW-Patriarch Ferdinand Piëch, wie er sich ein künftiges Autoimperium aus VW und Porsche vorstellt – der Chef dieses Imperiums solle VW-Chef Martin Winterkorn werden und der Sitz solle Wolfsburg sein. Es sind brisante Nachrichten. Gegen die Strahlkraft von VFL und Movimentos haben sie an diesem Abend keine Chance.

KLAUS IRLER

Movimentos-Tanzpreis im TV: 14. Mai, 22.25 Uhr auf Arte