„Kamerad“ geständig

Im Brandenburger Prozess gegen 12 Mitglieder des ausländerfeindlichen „Freikorps“ gesteht ein Angeklagter

POTSDAM dpa ■ Im Brandenburger Prozess gegen Neonazis wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung hat der erste Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Er habe an Brandanschlägen auf Imbisse und Geschäfte von Ausländern im Havelland teilgenommen, sagte er gestern vor dem OLG Potsdam. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft den zwölf jungen Angeklagten, die sich zur Kameradschaft „Freikorps“ zusammenschlossen, zehn Anschläge vor.

Der Angeklagte habe ausgesagt, dass sich die Jugendlichen häufig nach der Schule in einer Scheune getroffen hätten, sagte eine Gerichtssprecherin. Die Schüler hätten sich von Kindesbeinen an gekannt. Die Scheune gehört der Familie des 20-jährigen Hauptangeklagten. Vom mutmaßlichen Rädelsführer sei auch die Initiative ausgegangen, das ausländerfeindliche „Freikorps“ zu gründen. Fünf der Teilnehmer hätten es abgelehnt, an Anschlägen mitzuwirken. Sie seien aber bereit gewesen, sich als Fahrer oder Helfer zu beteiligen. Ausgesprochen politische Debatten gab es dem Angeklagten zufolge nicht. Einziges Thema sei gewesen, Ausländer aus dem Havelland zu vertreiben.

Erstmals klagt die Brandenburger Generalstaatsanwaltschaft eine Gruppe Neonazis als terroristische Vereinigung an. Der jüngste der Angeklagten war 14, der älteste 18 Jahre alt, als zwischen August 2003 und Mai 2004 zehn Anschläge auf Imbisse von Ausländern verübt wurden. Verletzt wurde niemand. Der Sachschaden betrug mehr als 600.000 Euro. Der Prozess wird am 6. Januar fortgesetzt.