Weltweite Wohltäter

Nicht nur wegen der Flut wird 2005 das Jahr der Charity: Bono und Bill Gates wollen Armut und Hunger beenden

Vor drei Jahren präsentierten sich Bill Gates und Bono beim Weltwirtschaftsgipfel in New York und plädierten für ein stärkeres Afrika-Engagement der Industrienationen. Zu Beginn des neuen Jahres haben sich der irische Sänger und der US-Multimillionär jetzt noch einmal mit einem Appell an die „Führer der industrialisierten Länder“ gewandt. Diesmal geht es ihnen ums Ganze: Um eine endgültige Beendigung des Hungers in der Welt, nicht weniger.

Das Ganze könnte leicht als eine größenwahnsinnige PR-Aktion zweier eitler Prominenter abgetan werden. Doch das Duo bildet nur die öffentlichkeitswirksame Speerspitze einer Bewegung, die sich vor allem in Großbritannien formiert hat. Dort haben sich mehr als 100 Entwicklungshilfe-Organisationen und Wohltätigkeitsverbände wie Oxfam sowie Kirchen und Gewerkschaften mit ihrer „Make Poverty History“-Kampagne ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Sie wollen erreichen, dass Armut und Hunger bald Geschichte sind. Ihre Forderung: Die Industrienationen sollten ihre Entwicklungshilfe verdoppeln, den ärmsten Ländern die Schulden streichen, unfaire Handelsregelungen beseitigen und Aids in Afrika wirksam bekämpfen.

Für ihre Forderung haben sie zahlreiche Prominente gewinnen können: Nicht nur Bono, der nie weit ist, wenn es darum geht, die Welt zu retten. Auch andere Popstars wie Paul McCartney, Jamelia oder die Band Travis haben sich der Kampagne angeschlossen. Deren Kennzeichen ist ein weißes Band mit dem „Make Poverty History“-Logo, das sicher bald von vielen Prominenten getragen und in der britischen Öffentlichkeit zu sehen sein wird.

So spricht einiges dafür, dass 2005 zum Jahr der großen Dritte-Welt-Charity wird: Nicht nur, weil die Flutkatastrophe die Weltöffentlichkeit für die Nöte der Entwicklungsländer sensibilisiert hat. Die Kampagne startet mit gutem Grund in diesem Jahr: 2005 führt Großbritannien nicht nur den Vorsitz des G-8-Gipfels in Schottland, sondern übernimmt auch die EU-Ratspräsidentschaft. Die Briten haben bereits einigen der ärmsten Länder ihre Schulden erlassen und wollen nun andere Geberländer animieren, ihrem Vorbild zu folgen.

Auch wenn Hunger und Armut damit am Ende des Jahres noch nicht Geschichte sein werden, so könnte Bono mit dieser Aktion doch einem anderen Ziel näher kommen: dem Friedensnobelpreis, für den der ehrgeizige Ire schon seit einiger Zeit gehandelt wird. BAX