Nazi-Logo ohne Haken

Kleidungsstücke mit Thor-Steinar-Abdruck dürfen wieder getragen werden. Der Hersteller hat die Rune verändert

Dezent gehalten, aber dennoch allseits bekannt: das Thor-Steinar-Logo der brandenburgischen Firma Mediatex. Die Marke avancierte in der Neonazi-Szene schnell zur Lieblingsklamotte, weil die zwei miteinander verschränkten altgermanischen Runen sich bereits im Abzeichen der Reichsführerschulen des Dritten Reichs fanden. Deswegen beschloss im November die Neuruppiner Staatsanwaltschaft, das Logo zu verbieten. Kurze Zeit später beschlagnahmten auch Berliner Polizeibeamte konsequent die Marke, sobald ein Rechter es wagte, die nach einem nordischen Kriegsgott benannte Tyr-Rune öffentlich zur Schau zu stellen.

Nun hat Mediatex auf das Verbot reagiert und das „Thor-Steinar“-Logo geändert. Das alte Logo werde übernäht und dabei zerstört, erklärte Mediatex-Anwalt Markus Roscher in der Berliner Zeitung. Mediatex habe das neue Logo zur Kenntnisnahme der Staatsanwaltschaft übersandt. Auch die hat bestätigt, dass gegen das neue Symbol keine Bedenken bestünden. Und tatsächlich: Das Zackige an der Runenschrift ist weg. Die Berliner Zeitung findet das neue Logo optisch sogar so harmlos, dass sie es bereits mit dem Andreaskreuz vergleicht – jenem Verkehrszeichen, das bei Bahnschranken vor heranfahrenden Zügen warnt.

Es sei sonst nicht Sache der Staatsanwaltschaft, derartige Symbole vor ihrer Verwendung zu begutachten, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher. Die Firma habe sich erkennbar bemüht, neue Probleme zu vermeiden. Darum habe die Behörde erklärt, dass sie das Symbol für unbedenklich halte.

Neonazis, die sich nun mit neuen Klamotten der Marke Thor Steinar eindecken, können also aufatmen. Sie müssen nicht mehr befürchten, von der Polizei angehalten und aufgefordert zu werden, sich auf offener Straße zu entkleiden. Denn auch dazu war es nämlich wegen des Verbots immer wieder gekommen.

DPA, TAZ