Willkommen im Forsthaus Stoiber

Bayern will seine Wälder künftig von einer kommerziell ausgerichteten Anstalt öffentlichen Rechts verwalten lassen

MÜNCHEN taz ■ Der Wald gedeiht, das Wild freut sich des Lebens, gelegentlich schaut der Förster nach dem Rechten. So steht der bayerische Wald im Fernseh-Paradies „Forsthaus Falkenau“ aus. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber will in diesem Jahr nun eine Forstreform umsetzen. Glaubt man dem Bund Naturschutz (BN), hat sich’s dann mit dem Serien-Idyll.

Ein Drittel Bayerns ist mit Wald bedeckt. Die Naturschützer befürchten nun „eine schleichende Privatisierung“. Tatsächlich sieht die Reform vor, dass alle nicht privat bewirtschafteten Wälder einer Anstalt des öffentlichen Rechts unterstellt werden. Diese soll ausdrücklich gewinnorientiert arbeiten. Die bisherige Forstverwaltung und eigenständige Förster sollen der zentralen Behörde zuarbeiten. Eine Reihe von Forstämtern würde geschlossen, Fachpersonal abgebaut werden. „Der Staatswald bleibt zu 100 Prozent im Eigentum des Freistaats Bayern“, sagt Forstminister Josef Miller (CSU). So werde der Wald „als gesunder Lebens- und Erholungsraum für alle Bürger“ erhalten bleiben. Die Forstreform solle lediglich den „wirtschaftlichen Erfolg der Forstbetriebe“ sichern und „den Steuerzahler entlasten“.

Mit einer naturnahen Bewirtschaftung der Wälder sei das Vorhaben nicht zu vereinbaren, halten Waldexperten dagegen. Georg Sperber, früher Leiter eines staatlichen Forstamtes, kritisiert: „Schon jetzt wird in Staatsforsten mehr Holz geschlagen als je zuvor. Diese Übernutzung geschieht in den ökologisch wie ökonomisch wertvollsten alten Laubwäldern und Bergmischwäldern.“ Naturschützer befürchten, dass zunehmend Monokulturen die bodenschonenden Mischwälder ablösen werden.

Dabei hat sich der Zustand des Baumbestandes in den letzten zwanzig Jahren ohnehin verschlechtert. Vier von fünf Bäumen sind krank. Zwar schlägt sich in der Statistik auch der heiße Sommer 2003 nieder, doch die Tendenz ist eindeutig.

25 Naturschutzverbände hatten in Bayern ein Volksbegehren gegen die Forstreform initiiert. Das scheiterte gerade – wenn auch knapp. Statt 10 Prozent aller Wahlberechtigten trugen sich nur 9,3 Prozent in die Listen ein.

Dass die Bevölkerung dennoch verunsichert ist, hat nun auch der Forstminister verstanden. In einer Broschüre erklärte er vorsorglich: „Eintrittsgelder für den Wald wird es nicht geben.“ JÖRG SCHALLENBERG