Vom Witzeln leben

Absurd, ernst, sportlich: Jahresvorschau in Thomas Ebermanns Vers- und Kaderschmiede im Polittbüro

Eine Trailer-Show ist heute Abend im Polittbüro zu erwarten: Die von Thomas Ebermann angeleitete „Vers- und Kaderschmiede“ vermittelt einen Überblick über das Programm des nächsten halben Jahres. Jeweils 15 Minuten lang dürfen die Akteure also ihre kommenden Veranstaltungen feilbieten. Und da tummelt sich so einiges: Das ist zum Beispiel der Meister des Absurden, Knarf Rellöm, gemeinsam mit Frank Spilker, dem Frontmann von Die Sterne, zu finden. Singend und lesend servieren sie Kostproben der Werke des Anarchisten Erich Mühsam. Der Schauspieler Rolf Becker seinerseits wird sich Jean Paul Sartre stellen. Sartre, der 1964 den Nobelpreis erhielt (und ihn ablehnte), wäre im Juni dieses Jahres 100 Jahre alt geworden.

Die Thalia-Theater-Schauspielerin Katharina Matz widmet sich mit Elfriede Jelinek einer weiteren Preisträgerin. In dem Theater-Monolog Jackie lässt sie Jackie Kennedy, die Frau des 1961 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy von den Toten auferstehen. Das ehemalige Sexsymbol sinniert über die Welt des Glamours und über Schicksalsfragen, etwa darüber, ob sich spätere Generationen eher an Marilyn Monroe oder an sie erinnern werden.

Hannelore Hoger, Dietmar Mues und Daniel Kempin werden sich mit dem Anwalt und Schriftsteller Samy Gronemann befassen, aus dessen 1920 veröffentlichtem Roman Tohuwabohu sie lesen werden. Gronemann breitet darin eine Vielfalt des jüdischen Lebens aus, wie sie heute kaum mehr vorstellbar ist. Die Schauspieler Gustav Peter Wöhler und Michael Weber werden sich einem Zeitgenossen Gronemanns widmen, der ihm kaum unähnlicher sein könnte: Alexander Granach. Denn während Gronemann um 1900 zum Zionisten wurde, zählte der bei Max Rheinhardt zum Schauspieler ausgebildete Granach zur Linken in Deutschland. Bertold Brecht oder Lion Feuchtwanger zählten zu seinen Freunden. Nach seiner Flucht in die USA spielte Granach unter der Regie von Ernst Lubisch und Fritz Lang.

Lisa Politt und Gunter Schmidt – Fußball-Banausen allesamt – wollen sich trotzdem mit Klaus Theweleits Buch „Tor zur Welt“ auf die Bühne stellen. Im Zentrum steht die Frage, wie man mit Fußball die Welt erklären kann. Und Thomas Ebermann verspricht: „Für diesen Abend muss man wirklich nichts von Fußball verstehen.“

Eine letzte Kostprobe präsentiert schließlich Michael Weber. Gemeinsam mit insgesamt neun weiteren KollegInnen ist er an der Aufführung der Comedians von Trevor Griffiths beteiligt. Darin geht es – wie könnte es anders sein – um das geballte Elend derer, die vom Witzemachen leben wollen. Dirk Seifert

heute, 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45