Geschenke des Apothekers

Die Pleite eines algerischen Finanzjongleurs zieht weite Kreise: Er soll Depardieu und Deneuve verwöhnt haben

Diese Woche muss der französische Schauspieler Gérard Depardieu vor einem französischen Gericht aussagen. Vergangene Woche war es Catherine Deneuve. Beide sollen dazu beitragen, Licht ins Dunkel der Geschäftsgebaren des algerischen Milliarden-Pleitiers Abdelmoumen Khalifa bringen.

Der 40-jährige Algerier war einst der Star am Finanzhimmel seines nordafrikanischen Landes und gehörte zur Schickeria Frankreichs. Als sein Imperium – Khalifa Bank, Khalifa Autoverleih, Khalifa Airways und Khalifa TV – vor knapp zwei Jahren zusammenbrach, wurden die Richter auf ihn aufmerksam.

Der Mann, der als einfacher Apotheker seine Laufbahn begann, sponserte zeitweilig sogar den französischen Erstligisten Olympic Marseille und lud Prominente wie Deneuve, Depardieu, Claudia Schiffer, Melanie Griffith, Naomi Campbell, Pamela Anderson, Sting oder Bono in seine Villa an der Cote d’Azur. Das brachte ihn und seine Unternehmen auf die Gesellschaftsseiten der Presse, billig war es nicht.

So soll Deneuve für ihre Anwesenheit bei mehreren Fußballspielen und der Eröffnungsparty für Khalifa TV in Cannes mindestens 85.000 Euro bekommen haben. Am Fiskus vorbei, im Umschlag, versteht sich. Die Schauspielerin freilich bestreitet dies. Sie will 15.200 Euro bezogen haben, gerade mal genug für „Friseur, Schminken und Kleidung“ für die Party.

Gérard Depardieu, der diese Woche in den Zeugenstand tritt, soll zumindest Freiflüge erhalten haben. Der Schauspieler nahm seinen Freund Khalifa immer wieder öffentlich in Schutz, wenn dem Sohn eines ehemaligen algerischen Ministers vorgeworfen wurde, das Startkapital für sein Finanzimperium – sechs Millionen Euro – stamme aus den Geldern, die algerische Apparatschiks illegal aus Erdölerlösen auf ihre Privatkonten abgezweigt haben.

Der Richterin liegt eine Liste über weitere Zuwendungen an andere Stars vor, darunter Claudia Schiffer. Sie jedoch hat das Geld fein säuberlich beim Finanzamt abgerechnet.

Khalifas Bankrott riss in Algerien hunderttausende in den Ruin, sogar der algerische Staat und viele Politiker legten ihr Geld bei ihm an – und haben nun alles verloren. Auch seine 20.000 ehemaligen Angestellten stehen vor dem Nichts.

Der Chef selbst hat sich einem internationalen Haftbefehl einstweilen entzogen – und seinen Wohnsitz aus dem sonnigen Süden Frankreichs ins trübe London verlegt. REINER WANDLER