leserinnenbriefe
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■ betr.: „Das gibt zu denken. Bohmte“, taz vom 19. 5. 09

Bitte fußverkehrsfreundlich!

Bei unbeschilderten Shared-Space-Straßen, wie in Bohmte, gibt es keine Gleichberechtigung unter den Verkehrsteilnehmer/innen. Vielmehr gelten die fahrzeugorientierten Standardregeln, u. a. Tempo 50! Der querende Fußverkehr unterliegt den gleichen (eingeschränkten) Rechten und (einschränkenden) Pflichten wie auf jeder normalen Straße (§ 25 Abs. 3 StVO). Er darf nur unter strengen Auflagen queren und sich nicht auf der Straßenmitte aufhalten. Mangels Schild „Verkehrsberuhigter Bereich“ handelt es sich straßenverkehrsrechtlich nicht um Mischverkehrsflächen mit Koexistenzprinzip, obwohl die Straße so aussieht; stattdessen ist sie juristisch auf ganzer Breite „Fahrbahn“.

Mangels Gehweg oder Seitenstreifen gibt es sogar noch weniger Fußverkehrsrechte als auf normalen Straßen: „Fußgänger müssen (…) am rechten oder linken Fahrbahnrand gehen (…). Bei Dunkelheit (…) einzeln hintereinander? (Abs. 1). Das weiß aber praktisch niemand, zumal bei der Öffentlichkeitsarbeit – auch in der taz – das Gegenteil behauptet wird. Solche Ausführungen und das Erscheinungsbild schicken Fußgänger/innen in die Irre.

Anders als in den Niederlanden gibt es in Deutschland keine automatische Verschuldungsvermutung zu Lasten des Fahrverkehrs bei Unfällen mit Fußgängerbeteiligung. Von daher empfiehlt es sich, Shared Spaces mit einem Mischflächenschild zu ergänzen. Schon ein einziges „Verkehrzeichen 325“ (bzw. Schweizer „Begegnungszonen“-Schild) genügt, um den Fußverkehr rechtlich abzusichern und den Fahrzeugvorrang aufzuheben. Gleichzeitig ergeben sich Möglichkeiten, das Parken zu ordnen, Raser/innen einzuschränken und Lärm zu vermindern. Shared Space ja, aber bitte fußverkehrsfreundlich! ARNDT SCHWAB, Vorsitzender FUSS e. V., Koblenz

■ betr.: „Er könnte an ein Kreuz glauben“, taz vom 15. 5. 09

Grenzenlose Liebe

Seltsam, dass man mit einer Kreuzestheologie argumentiert, um sich von Menschen, denen man eine Missachtung des Zentrums des eigenen Glaubens vorhält, abzuwenden. War es nicht der Gekreuzigte selbst, der sein Kreuz solidarisch direkt neben einem Menschen, der dieses Kreuz verachtete und als Gotteslästerer galt, aus grenzenloser Liebe aufrichten ließ?

JEFFREY MYERS, Pfarrer, Frankfurt am Main

■ betr.: „Die Patienten sollen zahlen“, taz vom 19. 5. 09

Stellt euch mal nicht so an

Herr Hoppe sprach, unter anderem von – ich zitiere –: „Menschen mit geringem Krankheitswert.“ Zitat Ende. Also zum Beispiel solche, die „nur“ unter Schmerzen leiden. Rücken, Hüfte und dergleichen. Daran stirbt ja wohl niemand. Also, Leute, stellt euch mal nicht so an … Welch Vokabular für einen Mediziner. D. FRICK, Waiblingen

■ betr.: „Die Patienten sollen zahlen“, taz vom 19. 5. 09

Der Patient als das Übel

Die Ärzteverbände bzw. die Kassenärztlichen Vereinigungen bekommen es seit Jahren nicht hin, dass die Ärzte gerecht bezahlt werden. Je nachdem, welcher Facharztgruppe der KV-Vorsitzende und der Ärztekammerpräsident angehören, werden diese bevorzugt. Nun zeigt sich, dass die Ärztefunktionäre, die ja an dem jetzigen System maßgeblich beteiligt waren, unfähig sind, das zusätzliche Geld nach einem gerechten System im Leistungskatalog zu verankern. Die Funktionäre von Bundesärztekammer und Marburger Bund sehen jetzt den Patienten, von dem sie ja leben, als das Übel an. Dahinter steckt doch nur, dass die Versicherungskonzerne noch mehr Geld verdienen und die IGeL-Leistungen ausgeweitet werden sollen. Ich war bisher der Meinung, dass die Zeit des Sektierens in wertes und unwertes Leben vorbei ist. Offensichtlich habe ich mich geirrt. MARION MANNECK, Essen

■ betr.: „Die Ein-Gang-Gang“, taz vom 16. 5. 09

Starre Nabe gibt Fixies Namen

Im Artikel habe ich die Beschreibung des eigentlichen Merkmals beim Antrieb eines Bahnrads vermisst, der letztlich auch die Bezeichnung „Fixie“ erklärt.

Fahrräder mit nur einem Gang waren noch bis in die Siebzigerjahre im Straßenverkehr Deutschlands durchaus die Regel. Allerdings hatten diese eine Freilaufnabe mit einer darin integrierten Rücktrittbremse. Heute sieht man zuweilen wieder Räder mit nur einem Gang und Freilauf. Diese sind allerdings nicht wieder mit dem unsäglichen Rücktritt ausgestattet, sondern verfügen über gut greifende V-Brakes oder Scheibenbremsen. Eine Bahnmaschine hat aber nicht nur einen Gang, sondern eine sogenannte starre Nabe ohne Freilauf; das heißt, die Kurbel dreht sich beim Fahren immer mit. Und diese starre Nabe (fixed hub oder fixed gear) gibt dem Fixie seinen Namen. SIEGFRIED GEIBERGER, Heidelberg