Militär will auf sein Land

Internationale Sorge über die Auflagen für Helfer auf Aceh

BERLIN taz ■ Die USA wollen von Indonesien Klarheit über die in den Vortagen ausgesprochenen Restriktionen für ausländische Helfer und die Befristung des Katastropheneinsatzes ausländischer Soldaten erhalten. Der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, sagte laut Reuters, Washington wolle wissen, was dies genau heiße. Auch UN-Mitarbeiter äußerten sich besorgt. Kevin Kennedy vom UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) sagte: „Wir verstehen sehr gut, dass es in Aceh einen Konflikt in den letzten 25 Jahren gegeben hat. Andererseits sind wir sehr besorgt, dass jegliche Auflagen, die zusätzliche Engpässe, Verzögerungen oder andere negative Auswirkungen haben, sorgfältig bedacht werden müssen.“

In der Katastrophenregion in Nordsumatra kämpft seit 1976 die „Bewegung Freies Aceh“ (Gam) für einen eigenen Staat. Die letzten 18 Monate vor dem Tsunami, in denen das Militär eine Offensive durchführte, bei der 3.000 Menschen starben, war die Region für Ausländer gesperrt. Jetzt versucht das Militär, Aceh wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Gam, die nach Militärangaben noch 2.000 Kämpfer zählt und an einer Internationalisierung des Konflikts interessiert ist, bot gestern Gespräche für einen formalen Waffenstillstand an (siehe Interview). In Jakarta erklärte derweil ein Militärsprecher, die Armee werde weitere 12 Bataillone nach Aceh schicken. Damit würde die Zahl der Soldaten und Polizisten dort auf knapp 50.000 steigen. Die zusätzlichen Kräfte würden aber nur zur Katastrophenhilfe eingesetzt.

In Aceh hielten sich Hilfsorganisationen mit Kritik an den neuen Maßnahmen zurück, die bisher eher als Monitoring denn als Restriktion empfunden werden. „Vor Ort waren die indonesischen Stellen bisher recht hilfsbereit“, sagte James East von World Vision gegenüber der BBC. Shaista Aziz von der Hilfsorganisation Oxfam, die sechs Flüchtlingslager betreut, lobte das Militär für seine Transporthilfe. Es sei zu früh, zu sagen, wie sich die Richtlinien auswirkten. „Kommt es wirklich zu Restriktionen, wäre das schwierig für jede Organisation, am meisten würden dann die Menschen leiden“, sagte sie.

Aufgrund der Flutkatastrophe sei mit einem Anstieg der Zahl der Armen in Asien um zwei Millionen zu rechnen, erklärte gestern die Asiatische Entwicklungsbank in Manila. Allein in Indonesien gebe es fast eine Million mehr Arme als vor dem Tsunami. SVEN HANSEN