Gesplitterte Endmoränen

An- und abschwellendes Pochen, Köcheln und Zischen: Das Osloer Sextett „Salvatore“ gastiert in der Weltbühne

In Oslo wurde 1988 das norwegische Instrumental-Sextett Salvatore um den Mastermind und Gitarristen Ola Flottum, der auch Sänger und Songschreiber bei The White Birch ist, gegründet. Zu Beginn orientierte man sich stark an Rhythmusteppichen, wie sie von Deutschlands Krautrockern Neu! geschaffen worden waren; man erprobte hierauf basierende atmosphärische Klangstrukturen.

Ihr fünftes, 2004 erschienenes Album Luxus wurde wieder von John McEntire (Tortoise) produziert, der das in Oslo eingespielte Material in Chicago bearbeitet hat. Herausgekommen ist dabei die bisher beste Platte von Salvatore: Traditionelle türkische Musik, Jamaican DanceHall und frei improvisierte Noise-Parts lassen diese Tracks global klingen, ohne dass daraus eine Beliebigkeit erwüchse, wie man sie von etlichen Ethno-Bands kennt. Denn durch das rhythmische Pulsieren von Bassdrones und Schlagzeug entsteht ein dynamisch fein austariertes Pochen, Köcheln und Zischen. Dazu werden an- und abschwellende Sounds, auf Diktaphon Aufgenommenes und Melodiepartikel verzahnt.

Das slowenische String-Quartett Vasem Zdravlju Orchestra steuert auf dem zehnminütigen Titel „Luxus“ harmonisch eingefügte Ornamente bei. Zudem kommt – erstmals in der Geschichte der Band – auch Gesang zum Einsatz. So entstehen sauber abzirkulierte Flows, die durchkomponiert wirken und ein gutes Timing haben, so dass am Ende Pop im erweiterten Sinne herauskommt. Allerdings mit einer Ausnahme: Auf dem Titel „Fluxus“ schiebt das Sextett eine Endmoräne von Noisesplittern vor sich her.

So schließt die Platte eine Lücke zwischen Can, Brian Enos My Life In The Bush Of Ghosts-Album und den Sounds von Mogwai. Bekömmlich, anregend und spannend. Carsten Klook

23. 1., 21 Uhr, Weltbühne