drogensheriffs
: Rollback in der Drogenpolitik

Erst der „Bürger“, dann der Abhängige – das ist der Tenor der drogenpolitischen Initiative der Kölner Stadtverwaltung. Junkies sollen noch mehr als jetzt gefilzt und verjagt werden. Und da man Drogenabhängige kaum wie Bettler im Mittelalter vor den Stadttoren aussetzen kann, werden Junkies weiter von einem Stadtteil in den nächsten verschoben. Wetten, dass sich immer irgend ein Anwohner findet, der sich belästigt fühlt?

KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN

Köln befindet sich mit seiner Kontrolloffensive im Trend. Nahezu unbemerkt findet seit einigen Jahren in vielen Städten ein drogenpolitischer Rollback statt. In Düsseldorf geriert sich CDU-Oberbürgermeister Joachim Erwin als oberster Reinemacher in der Drogenszene wie eine Wildsau und lässt Abhängige aus jedem Gebüsch vertreiben. In Bielefeld wurde Polizeipräsident Kruse vor Gericht gezerrt, weil er in Druckräumen angeblich Kriminalität dulde.

Während ordnungspolitisch aufgerüstet wird, fehlt Hilfseinrichtungen die finanzielle Unterstützung. Und immer noch fehlt Rechtssicherheit für diejenigen, die Junkies geschützten Konsum ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass es in Köln für 10.000 Abhängige nur einen einzigen Druckraum gibt. Die Stadt sollte eigentlich wissen, was in der Drogenpolitik Priorität hat. Mehr Sheriffs jedenfalls sind keine Lösung.