Partnerschaft mit Hindernissen

Christina Rau soll als Flutbeauftragte die deutschen Hilfsangebote bündeln und weiterleiten. Schwachpunkt bleibt jedoch die Koordinierung vor Ort

VON JOCHEN SETZER
UND SASCHA TEGTMEIER

Christina Rau, die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, ist gestern in Berlin von Bundeskanzler Schröder zur Beauftragten der Bundesregierung für die „Partnerschaftsinitiative Fluthilfe“ ernannt worden. Rau werde im Kanzleramt ein Büro und Mitarbeiter erhalten. Rau sagte, dass es jetzt darum gehe, „das überwältigende Hilfsangebot konkret in Projekte zu überführen“.

Eines der vielen Hilfsangebote kommt aus Frankfurt (Oder). Vier Tage nach der Flutkatastrophe machten sich von dort dreizehn Helfer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) nach Sri Lanka auf, um auf der Insel Unterkünfte aufzubauen und Verletzte zu versorgen. Das war ein Beispiel für die ganz Frankfurt. „Als Anfang Januar die ersten Helfer heimkehrten, wollten auch wir helfen“, erzählt Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU). Zufällig war auch der Bürgermeister der polnischen Partnerstadt Słubice im Frankfurter Rathaus, spontan entschloss er sich mitzumachen. 100.000 Euro haben die beiden Städte bisher gesammelt – die Hälfte bei einem Benefizkonzert in der vergangenen Woche.

Vier Wochen nach der Flut haben mehr als 700 Kommunen, Schulen, Universitäten und Unternehmen ihren Wunsch zu helfen an die Servicestelle Partnerschaftsinitiative der staatlichen Entwicklungsorganisation InWent in Bonn gemeldet. Die hat dafür eine Telefonzentrale mit zehn Mitarbeitern eingerichtet. Sie ist Teil der Task Force eines neuen Bundestagsausschusses, wo Hilfsangebote und Bedarfsanfragen aus den Flutregionen zusammengeführt werden sollen. Um die Akquise und Prüfung von potenziellen Projekten in Asien kümmert sich das Auswärtige Amt. Dessen Partnerbüros, Botschaften und Konsulate machen sich auf die Suche nach geeigneten Projekten. In Banda Aceh wurde dafür jüngst ein Außenstelle der Botschaft eröffnet, die in Colombo wurde ausgebaut. Die beiden Listen – Angebot und Nachfrage – werden „jeden Tag ausgetauscht“, sagt der Leiter der Bonner Servicestelle, Ulrich Nitschke. Die endgültige Entscheidung treffen jedoch die deutschen Unterstützer.

Doch Angebote von der Servicestelle sind noch rar: „Für viele Partnerschaften fehlt momentan schlichtweg ein Ansprechpartner vor Ort“, beschreibt Nitschke das Problem. So sei beispielsweise der Aufbau einer Schule schwer zu koordinieren, wenn Rektor und ein Großteil des Lehrerkollegiums bei der Flut umgekommen seien.

Michael Mondry, Pressesprecher von „Gemeinsam für Menschen in Not“, einem Zusammenschluss fünf großer Hilfsorganisationen: „Bei Städtepartnerschaften wird oft das Umfeld vergessen. Dann wird ein Dorf gefördert und das Dorf daneben geht leer aus.“ Das Bündnis vermittelt daher zwar Partnerschaften an deutsche Städte – aber keine Städte-, sondern Projektpartnerschaften. „der ein oder andere könnte überfordert sein“. Für Ulrich Nitschke von InWent ist diese Kritik „nachvollziehbar“. Genau darin sehe er jedoch seine Aufgabe. „Wir wollen die einzelnen Hilfsmaßnahmen bündeln.“ Ein Beispiel: die Allianz der Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die gemeinsam beim Wiederaufbau von Küstenregionen und Häfen in Sri Lanka helfen wollen. Zudem versucht Nitschke kleinere Angebote von Schulen oder Kommunen in landesweite Initiativen einzubinden.