Wer ist die „Wett-Mafia“?

Hoyzer sagt, er wurde in einem kroatischen Café in Berlin zum Betrug angeworben. Die Polizei der Hauptstadt will jedoch noch nicht von organisierter Kriminalität sprechen

BERLIN taz ■ Falschpfeifer Robert Hoyzer soll Kontakt zur „kroatischen Wett-Mafia“ in Berlin gehabt haben, die sich im Berliner „Café King“ versammeln soll – so malt die Boulvardpresse die Hintergründe des Schiedsrichterskandals aus. Ein Präsidiumsmitglied des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bestätigte zwar, dass Hoyzer zu Auswärtsspielen gern in Begleitung „kroatischer Freunde“ reist. Beweise für Kontakte zu einer Mafia gibt es dagegen keine.

Die Berliner Polizei weiß nichts von der Existenz einer kroatischen Wett-Mafia. „Die gibt es einfach nicht“, sagte Polizeisprecher Uwe Kozelnik in Absprache mit den zuständigen Ermittlern: „Wenn vielleicht zwei oder drei Kroaten so etwas machen, dann ist das noch lange keine organisierte Kriminalität.“

Auch Martin Dugalic, Journalist bei Radio Multikulti und Kenner der kroatischen Szene in der Hauptstadt, ist sich sicher: „Es gibt zwar einige schwarze Schafe, aber eine Organisation, ein System steht auf keinen Fall dahinter.“ Die Informationen über eine Verbindung zwischen Hoyzer und einer vermeintlichen Kroaten-Mafia kamen vom Deutsche Fußball-Bund (DFB) selbst. „Diese Hinweise lagen uns vor“, sagte DFB-Sprecher Harald Stenger dazu.

Der Hinweis auf das Café King in Berlin-Charlottenburg findet sich bereits in der Anzeige des DFB gegen den Schiedsrichter. „Herr Hoyzer hatte Kontakt zu Wettkunden aus einem bestimmten, vorwiegend von Kroaten besuchten Lokal in Berlin“, wo offenbar gezielt auf von ihm geleitete Spiele gesetzt worden sei.

Gesichert ist, dass in dem Café Mitglieder des Berliner Fußballvereins Hertha BSC, dem Hoyzer angehört, verkehren. „Unsere Schiedsrichter haben sich zum Beispiel im Mai dort zum Frühstücken getroffen“, sagte BSC-Sprecher Hans-Georg Felder. Vielleicht hätten die Spieler dort auch „mal einen Cocktail“ getrunken, so Felder. Hoyzer selbst bestätigte in einem Interview mit dem Privatsender TV Berlin, dass er in jener Sportbar für den Betrug angeworben wurde.

Dass das Café die „Zentrale der Wett-Mafia“, und der Inhaber Milan S. der „Zocker-King“ Berlins sein soll – das hält weder die Polizei noch Experte Martin Dugalic für richtig. „Das Café King ist Treffpunkt kroatischer Prominenter“, sagte er. Er sei sich sicher, dass der Inhaber – ein Fußballer aus Kroatien – nichts mit krummen Geschäften zu tun hat. Inhaber Milan S. hat bereits angekündigt, gegen die Berichterstattung zu klagen.

SASCHA TEGTMEIER