Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Bush hat gezeigt, dass die Demokratie ein Verein ist, aus dem man auch austreten kann. Die Grünen haben gezeigt, dass Macht von der Führung abhängt. Und Johannes Rau hat gezeigt, dass man nicht immer deutsch sprechen sollte

taz: Was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Schiri Hoyzer war schon 5 Tage vor seinem Geständnis „offensichtlich schuldig“. So wörtlich – in der Süddeutschen, nicht nur in Bild.

Was wird besser in dieser?

Wenn’s ne 5 vorm Komma wird, ist das eine gruselige, aber wenigstens mal halbwegs wahre Arbeitslosenzahl am Mittwoch.

Am Wochenende haben sich die Grünen zu ihrem 25. Geburtstag selbst gefeiert. Strahlende Gesichter allerorten. Und die aktuellen Umfragen verheißen Erfolge bei den nächsten Wahlen. Kann man da etwa noch mäkeln?

Die Machtteilhabe bedingt eine Hierarchie, also Durchlässigkeit von oben nach unten. Und das bedingt bei jeder Struktur, dass sie von unten nach oben undurchlässiger wird. 1. wandelt sich die Anhängerschaft von „genossenschaftlich“ zu „shareholder“-ähnlich, 2. hängt die Partei komplett ab von der amtierenden Führung.

Manche Kritiker sagen, ihre historische Mission haben die Grünen bereits erfüllt: Atomausstieg, Frauenquote, Menschenrechtspolitik usw. Was bleibt da noch zu tun?

Das Ideal „Nachhaltigkeit“ siedelt langfristig nicht bei den Konservativen, wo es eigentlich hingehört. Das der „Ganzheitlichkeit“ nicht minder. Drolligerweise finden beide Kernideen der Grünen am ehesten politisches Asyl in Nischen der Wirtschaft – Vollkostenrechnung, langfristige Unternehmensplanung. Vielleicht reden wir anlässlich „50 Jahre Grüne“ über Marktwirtschaft an Brunnenkresse – Chance und Horror zugleich. Auch für die FDP.

Eine Mission hat auch George W. Bush: Demokratie für alle Menschen in der Welt – unter amerikanischer Aufsicht. Michael Ignatieff, Harvard-Professor für Menschenrechte, findet das wunderbar. Man könne nicht in Abrede stellen, dass das Eintreten der USA für Demokratie sich als eine verlässlich gute Sache erwiesen hat.“ Kann man doch?

Das Austreten aus der Demokratie können die auch ganz toll.

Welche Chancen haben die Europäer, den Streit um Irans Atomanlagen diplomatisch zu lösen?

Keine Ahnung. Aber sie müssen.

Kurz nach dem Auschwitz-Gedenktag reist Bundespräsident Köhler nach Israel. Einige Abgeordnete fordern, er möge vor der Knesset nicht deutsch, die Sprache der Täter, sprechen. Wie sollte er sich verhalten?

Die Sprache vieler Opfer dagegen wäre zum Beispiel Deutsch. Aber das Thema taugt nicht zum Hochjuxen – außer für die NPD. Helmut Schmidt hat vor den Vereinten Nationen englisch gesprochen, und zwar so, dass sich Henry Kissinger die deutsche Simultanübersetzung habe geben lassen, erzählt man. Jedenfalls: Der Präsident eines Landes mit obligaten Sprachkursen für Zuwanderer sollte sich hier nix anmaßen. Schon Rau war mit dem Teilboykott seiner deutschen Rede vor der Knesset unglücklich.

Am Wochenende standen die Fußballschiedsrichter unter besonderer Beobachtung. Wie haben sie sich geschlagen?

Hm. Wenn ich damals sofort erkannt hätte, dass Spiele verschoben waren, könnte ich mir heute ein Urteil erlauben. Spannend finde ich die Frage, wem es nützt? Wer es nutzen wird? Ich wette auf Uli Hoeness und sein Evergreen, alle Schiris, die nach 20 Minuten noch keinen Elfer für Bayern gepfiffen haben, sollten rausfliegen. Sprich: Die Profiliga wird versuchen, dem Amateurhaufen DFB die Schiris wegzunehmen und sie sich künftig selbst auszusuchen.

Und was macht Borussia Dortmund?

79.500 Zuschauer für ein Kellerduell ist doch auch mal ’ne schöne Spitzenleistung.

FRAGEN: DH