Schalldichtes Sprungbrett

JUGENDARBEIT Besuch im „Trockendock“. Hier hat Samy Deluxe begonnen

Wenn die funky Metalband Gremium bei ihren Proben die Verstärker aufdreht, tut sie das in einem Übungsraum des Hamburger Jugendmusikzentrums „Trockendock“. Die Wände sind weiß, schallisoliert, und es herrscht Rauchverbot. Das macht dem 18-jährigen Gitarristen David Aack aber nichts aus. „Wir hätten uns sonst irgendwo einen teuren Proberaum besorgen müssen.“ Im Trockendock kostet der Raum 16 Euro pro Monat, Instrumente gibt es bei Bedarf dazu.

Das von der Hansestadt finanzierte Projekt hat vor allem eine Funktion: Jugendliche können hier Musik lernen und selber ausprobieren. Dazu bekommen sie professionelle Unterstützung und viel Platz. „In andere Jugendzentren geht man zum Billardspielen. Bei uns liegt der Schwerpunkt auf Musik“, sagt der Sozialpädagoge Joern Beneke. Jugendliche aus verschiedenen Stadtteilen und sozialen Schichten kämen in das Trockendock, fügt er hinzu. Die etwas sterilen Räume in dem vier Jahre alten Neubau laden nicht gerade zum Abhängen ein – im Vordergrund stehe das Angebot. Neben Proberäumen gibt es im Keller einen „Hiphop-Raum“ mit Plattenspielern und Mikrofonen sowie mehrere Computer, an denen Plattencover designt oder Beats gebaut werden können. In einem kleinen Tonstudio hat der Nachwuchs sogar die Möglichkeit, Aufnahmen zu machen. Außerdem gibt es kostenlose Tanzkurse. Neben Street- und Breakdance ist vor allem die wöchentliche „Krump Session“ beliebt. Krump ist ein körperbetonter Tanz, der seine Ursprünge in der kalifornischen Hiphop-Kultur hat. Die Botschaft der drei fest angestellten Sozialpädagogen im Trockendock ist eindeutig: „Kein Alkohol, keine Drogen“, sagt Jürgen Cohn, der hier seit sieben Jahren arbeitet. „Wenn jemand mit einer Fahne ankommt, wird er für den Tag rausgeschmissen.“ Die Jugendlichen könnten aber am nächsten Tag wiederkommen.

Neben dem Rapper Samy Deluxe hat hier früher auch Olli Dittrich mit seiner Band Musik gemacht. „Ich verstehe uns als Sprungbrett“, sagt Beneke. Das Schöne an einer Band sei, dass man Sachen lerne, die auch im Alltag von Bedeutung sind: Kritikfähigkeit, Durchhaltevermögen und ein starkes Selbstwertgefühl. Ziel sei es deshalb aber nicht, die Jugendlichen zu Popstars zu pushen, sagt Beneke. „Erfolg ist, wenn die Bands zusammenbleiben und sich weiterentwickeln.“ Letzte Woche feierte das Trockendock sein 30-jähriges Bestehen. HELGE SCHWIERTZ