Die Zahl der Woche
: Ackermann ficht nichts an

6.400

Die Empörung ist groß: Trotz Milliardengewinn will die Deutsche Bank sich von einem Großteil ihrer Mitarbeiter trennen. 6.400 Angestellte – konzernweit jeder zehnte – sollen nach Hause gehen, 2.720 davon in Deutschland. Rendite – das ist die einzige Erfolgsgröße, die beim größten deutschen Bankhaus zählt. Und die soll im laufenden Jahr von 17 auf 25 Prozent steigen.

„Da platzt mir der Kragen“, kommentiert Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. SPD-Fraktionsvize Michael Müller schimpft: „Das ist eine Schweinerei.“ Auch der CDU-Arbeitnehmerflügel stimmt ein – und sieht die Pläne als Zeichen schwindender Wirtschaftsethik.

Das alles dürfte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht anfechten. Ihm geht es nicht darum, von den deutschen Politikern geliebt zu werden. Anerkennung sucht er in der weltweiten Finanz-Community. Er will den großen Jungs von der Citibank und Co auf Augenhöhe begegenen: Diese erreichen schon jetzt die Rendite, die Ackermann noch anstrebt. Im Übrigen hängt sein sattes Gehalt von rund 11 Millionen Euro im Jahr auch vom Börsenkurs ab.

Erst einmal scheint Ackermanns Rechnung aufzugehen. Die Kommentare der Analysten sind positiv, die Aktie legte gestern zu. Dennoch bleibt auch für Anleger so manche Frage offen.

Kostensenkung als Selbstzweck ist keine nachhaltige Strategie. Wo sind die Märkte, die neue Stellen schaffen könnten? Wie lange hält eine Produktivitätssteigerung eigentlich an, wenn immer weniger Mitarbeiter unter wachsendem Druck immer mehr Arbeit übernehmen sollen? Und wie flexibel kann ein Unternehmen in einem dynamischen Markt reagieren, dessen Personalbestand am Limit arbeitet? Das sind Fragen, die zumindest kritische Aktionäre auf der nächsten Hauptversammlung stellen dürften.

Hinzu kommt noch eine, die Ruth Kirch schon auf dem letzten Treffen der Shareholder stellte –und bislang aber ohne Antwort blieb. Die Ehefrau von Leo Kirch, der die Pleite seines Medienimperiums auch der Deutschen Bank zuschreibt, wollte wissen, ob 200 Mitarbeiter noch mehr verdienen als Josef Ackermann.

Dass sie eine Antwort bekommen muss, hat jüngst das Frankfurter Landgericht entschieden. Die Deutsche Bank will dagegen Berufung einlegen. Verständlich, denn immerhin geht es um Gehälter von insgesamt mehr als 2 Milliarden Euro, über die man lieber schweigt – ein Riesenpotenzial für Kostensenkungen.

JOCHEN SETZER, STEPHAN KOSCH