Unentschiedene Gefühlslagen

Der VfL Bochum und Arminia Bielefeld trennen sich 1:1. Während die Bochumer weiter Richtung Abstieg taumeln, feiern die Bielefelder den Punkt. Ausgerechnet der Ex-Bochumer Buckley traf

„Wir werden mit Neururer da unten raus kommen“, sagt Kapitän Dariusz Wosz

AUS BOCHUMHOLGER PAULER

Der Kopf von Delron Buckley war es, der den Bochumern so richtig weh tat. Ausgerechnet. Der Südafrikaner sorgte mit seinem Kopfball-Treffer zum 1:1 dafür, dass der Abstand seiner Arminia Bielefeld auf den VfL Bochum konstant bei neun Punkten blieb. Die Bielefelder feierten den Punkt folgerichtig auch wie einen Sieg. „Wir sind zufrieden, da sich der Abstand auf die Abstiegsplätze nicht verkleinert hat“, sagte Arminen-Coach Uwe Rapolder nach dem Spiel. Schaut man sich die Leistungen der Rückrunde an, werden die Bielefelder dieses Punktepolster auch brauchen können. Mit etwas Pech hätten sie zur Halbzeit mit zwei oder drei Toren zurück liegen können.

Dass Delron Buckley ausgerechnet mit dem Kopf traf, dürfte den Bochumern einen tiefen Schlag versetzt haben. In fünf Jahren erste Liga für den VfL gelang ihm dies kein einziges mal. Überhaupt brachte er es in der Zeit auf minimalistische zehn Treffer. In der laufenden Saison kam er bereits ein mal mehr zum Abschluss. Eine Sache, die ihm die Bochumer Fans durchaus übel nehmen. Auch einige despektierliche Äußerungen in Interviews gegenüber seinem ehemaligen Verein und seinen Ex-Mitspielern dürften zum nicht gerade freundlichen Empfang beigetragen haben. Pfiffe und Beschimpfungen, wenn auch im erträglichen Bereich, waren angesagt. „Die Pfiffe der VfL- Fans haben mir Auftrieb gegeben. Es macht Spaß, hier zu spielen“, sagte Buckley nach dem Spiel. Einen neuerlichen Abstieg gönnt er seinem Ex-Club allerdings nicht. „Bochum gehört nicht in die zweite Liga.“

Am 20. Spieltag ist der VfL Bochum jedoch dieser zweiten Liga wieder ein Stück näher gekommen. Der VfL ließ dabei am Wochenende wieder eine Chance liegen, sich näher an die schwächelnden Konkurrenten heranzutasten. Vom zu Wochenbeginn herauf beschworenen Endspiel-Gerede blieb dann nach Abpfiff auch nicht mehr allzu viel übrig: „Mit einem Sieg wären wir jetzt wesentlich besser vorangekommen, aber auch so sehe ich einen Fortschritt, da Mainz verloren hat“, sagte VfL-Trainer Peter Neururer nach dem Spiel – vertraute, beschönigende Worte. Daran werden sich Trainer und Spieler nächste Woche in Dortmund messen lassen. Nach kämpferisch ansprechenden Heimspielen gingen die Bochumer in der laufenden Saison auswärts regelmäßig unter. Kapitän Dariusz Wosz bringt es auf den Punkt: „Ich hoffe, wir fahren ohne Angst nach Dortmund und können dort gewinnen.“ Der erste Teil des Satzes ist entscheidend.

Dass die Bochumer Zuschauer ihr Team mit Applaus empfingen und auch wieder verabschiedeten war eher überraschend. Nach der 0:4-Niederlage in Leverkusen hatte es noch Anfeindungen gegen Spieler und Trainer gegeben. Neururers Entlassung wurde gefordert. Für Samstag war sogar ein Boykott der Anfangsphase im Gespräch. Doch im Wissen um die prekäre sportliche Situation rissen sich die Fans zusammen und bildeten eine in der laufenden Saison noch nicht da gewesene lautstarke Einheit. „Ich bin stolz, vor diesen Fans spielen zu dürfen“, sagte Wosz. Noch am Donnerstag hatte er sich an die Zuschauer gewandt, mit der Aufforderung, die Mannschaft zu unterstützen. Dazu stellte er sich demonstrativ hinter seinen Trainer: „Wir werden mit Neururer da unten raus kommen.“ Die Worte überraschten. Eine Woche zuvor war Wosz noch mit seinem Trainer aneinander geraten. Das Spiel in Leverkusen erlebte er über 90 Minuten als Ersatzspieler. Die Befürchtung, das Ende der Karriere in der zweiten Liga erleben zu müssen, scheint bei Wosz zumindest vorerst zu einem Umdenken geführt zu haben.

Dariusz Wosz setzte, wie seine Mitspieler, vor allem kämpferische Zeichen. In der ersten Halbzeit verpassten die spielerisch ansprechenden Bochumer nur, dass Spiel vorzeitig zu entscheiden. Allein Filip Trojan ließ zwei Großchancen ungenutzt. Letztlich traf nur Peter Madsen per Foulelfmeter (19.). In der zweiten Halbzeit verloren die Gastgeber ihre Linie und sie versuchten dies über gesteigerten Einsatz Wett zu machen. Jede Grätsche, auch wenn sie mit einem Einwurf für den Gegner endete, wurde bejubelt. Und einige umstrittene Entscheidungen von Schiedsrichters Stefan Trautmann sorgten für zusätzliche Emotionen. In der ersten Hälfte erkannte er ein Tor nicht an, nach dem Wechsel versagte er den Bochumern einen zweiten Elfmeter. Aus dem Spiel heraus waren die Bochumer am Ende nicht mehr fähig, Chancen heraus zu spielen. So galt der Schlussapplaus vor allem der kämpferischen Leistung. Ausgelassen feiern konnten nur die Anhänger von Arminia Bielefeld.