„Handeln bedeutet Mitbestimmung“

Katja Hintze vom Landesverband der Schulfördervereine setzt auf vermehrtes Engagement der Eltern. Möglichkeiten, Geld zu sammeln, gebe es viele. Und dies erhöhe auch den Einfluss der Eltern auf die Ausstattung der Schulen

taz: Frau Hintze, wozu braucht eine Schule einen Förderverein?

Katja Hintze: Die öffentlichen Gelder reichen lange nicht, um Notwendiges und Zusätzliches in Schulen anzuschaffen, und der Weg, um an zusätzliche Mittel zu kommen, ist langwierig. Und nur wenn eine Schule einen Förderverein hat, darf sie Einnahmen aus Projekten, Festen oder Wettbewerben behalten, sonst geht es an das Bezirksamt.

Wie viel kommt bei Ihren Aktionen zusammen?

Die gesammelten Beträge bewegen sich von ein paar hundert Euro bis zu mehreren 10.000.

Und was kauft man dafür?

Die Vereine haben schon immer Schränke, Tische und Stühle gekauft oder Farbe für Klassenräume. Sie schaffen aber vor allem Unterrichtsmaterial an: Skelett und Torso für den Biounterricht, Pompoms für den Sportunterricht. Oft dient das Geld auch zum Sozialausgleich für finanziell schlechter gestellte Schüler.

Wie können Eltern aktiv werden?

Meiner Meinung nach besser, indem sie sich einer bestehenden Idee anschließen, statt selbst etwas Neues auf die Beine zu stellen. Es gibt zum Beispiel Stiftungen, von deren Arbeit man profitieren kann. Die Bürgerstiftung Berlin hat ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuer an eine Grundschule in Zehlendorf vermittelt. Da stellt die Schule einen Raum, die Stiftung schickt Freiwillige.

Sind Eltern eigentlich rechtlich abgesichert, die samstags Klassenzimmer streichen?

Das zählt als ehrenamtliches Engagement und ist entweder über die Versicherung des Fördervereins abgesichert oder bald auch direkt über das Land Berlin, wo noch ein Rahmenvertrag ausgehandelt wird.

Mal ein Zimmer streichen ist das eine, aber in manchen Schulen sind nicht mal die Toiletten benutzbar. Wo stößt ein Förderverein an seine Grenzen?

Er kann keine baulichen Maßnahmen vornehmen. Die sanitären Anlagen darf er zwar streichen, aber kein neues Toilettenbecken installieren oder eine Wand durchbrechen. Dafür ist das Bezirksamt zuständig. Man kann aber versuchen, mit dem Amt zu verhandeln. In Neukölln hat ein Förderverein eine Klimaanlage für die Aula gekauft, deren Einbau und Wartung das Bezirksamt übernommen hat.

Das ist ja für die Instandsetzung von Schulen zuständig. Wieso sollen Eltern überhaupt Geld in die Kassen bringen?

Man hat viel mehr Einfluss auf das Ergebnis, wenn man etwas selbst organisiert. Und sind die Schüler dafür gerannt, dass eine Tischtennisplatte aufgestellt werden konnte, werden sie wahrscheinlich auch ein bisschen sorgsamer damit umgehen. Handeln bedeutet Mitbestimmung. Da sind wir auch an einem Punkt des Umdenkens angelangt, der im besten Sinne dazu führen kann, dass Werte wie Verantwortungsgefühl, Verantwortungsgefühl, Mitdenken und Miteinander wieder mehr zählen.

INTERVIEW: JULIANE GRINGER