Deutsche in Konfliktregion im Jemen verschleppt

PROVINZ SAADA Die Regierung macht schiitische Rebellen verantwortlich, doch die dementieren

BERLIN/SANAA dpa | Im Jemen sind sieben Deutsche zusammen mit einem Briten und einer Südkoreanerin entführt worden. Das Innenministerium berichtete am Sonntag, die Gruppe sei bereits am vergangenen Freitag in der nördlichen Provinz Amran von der schiitischen Rebellengruppe Abdul-Malik al-Huthi verschleppt worden. Aus Rebellenkreisen hieß es jedoch, die Gruppe, die ihre Hochburg in der weiter nordwestlich gelegenen Provinz Saada hat, habe mit der Geiselnahme nichts zu tun.

Nach Ansicht jemenitischer Beobachter wurden die Ausländer von bewaffneten Angehörigen eines Stamms verschleppt, der die Regierung damit erpressen will. Hinweise auf politische Forderungen der Geiselnehmer oder auf den Aufenthaltsort der Entführten lagen zunächst nicht vor.

Bei den verschleppten Deutschen soll es sich um ein Ehepaar und deren drei Kinder sowie zwei Krankenschwestern handeln. Der Deutsche arbeitet im staatlichen Al-Jumhori-Krankenhaus in Saada. Die Behörden würden alles unternehmen, um die Freilassung der Geiseln zu erreichen, sagte Innenminister Mutahar Raschad al-Masri. Die Entführung sei ein „feiges Verbrechen“.

Ein Sprecher des Außenministeriums sagte in Berlin, es würden sieben deutsche Staatsangehörige vermisst. Ob es sich um eine Entführung handelt, könne er noch nicht sagen. Man habe einen Krisenstab eingerichtet und bemühe sich im Kontakt mit den jemenitischen Behörden um Aufklärung.

Ärzte und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sind derzeit die einzigen Ausländer, die Zugang zu der Provinz Saada haben, in der sich die Regierungstruppen seit 2004 immer wieder Gefechte mit den Huthi-Rebellen liefern. Dem Konflikt sind bereits hunderte von Rebellen, Zivilisten und Soldaten zum Opfer gefallen. Tausende Bewohner der Provinz Saada flohen vor den Kämpfen.

Am vergangenen Donnerstag hatten Entführer auf der Straße von der Hauptstadt Sanaa nach Saada bereits einen Bus mit 22 Menschen in ihre Gewalt gebracht, unter ihnen 14 ausländische Mitarbeiter eines anderen Krankenhauses in Saada. Die 14 Ärzte und Pfleger aus Indien, Ägypten, dem Sudan und den Philippinen und ihre Familienangehörigen kamen am Freitag wieder frei.

Die Busentführer hatten zwei Stammesangehörige freipressen wollen, die dem Vernehmen nach inhaftiert worden waren, weil sie angeblich zu den Sympathisanten der Huthi-Rebellen gehörten.