Meditation für Outlaws

Ex-„Deep Purple“-Keyborder John Lord gastiert mit dem Gemini Orchestra in der „Laeiszhalle-Musikhalle“

1973, als 14-Jähriger, litt der Verfasser dieser Zeilen unter dem Sammelzwang, alle Platten der Hardrock-Formation Deep Purple haben zu müssen. Dazu gehörte auch das seltsame Frühwerk dieser Band und die 1969 aufgenommene Entgleisung Concerto for Group and Orchestra, die in der Londoner Royal Albert Hall mit dem Royal Philharmonic Orchestra aufgenommen wurde. Anhören konnte man sich das nicht, ohne dabei sehr nervös zu werden („Wann kommt jetzt endlich die Gitarre?“).

Versuche dieser Art, Hochkultur und schmetternden Rock miteinander zu kombinieren, waren auch bei anderen Bands der Dekade angesagt und führten zu mehr oder minder kryptischen Ergebnissen, die niemanden wirklich befriedigten.

Deep-Purple-Keyboarder Jon Lord, der jetzt in der Musikhalle gastiert, koppelte seine Vorhaben immer mehr von der Band ab, veröffentlichte 1974 bereits sein viertes Klassik-Experiment – die Platte Windows. 2002 stieg er bei den Altrockern aus, um sich einem weiteren Soloprojekt zu widmen. Auf dem 2004 veröffentlichten Album Beyond the Notes werden wie zuvor klassische Kompositionen mit Crossover-Elementen kombiniert. Eingespielt wurde es u. a. mit dem 16-köpfigen Streichorchester The Trondheim Soloists aus Norwegen. Und wie bereits beim Vorgänger-Album werden einige Songs von Sam Brown und Miller Anderson interpretiert.

Begleitet wird Jon Lord live vom Gemini Orchestra, das aus den Mitgliedern der Trondheim Soloists, einer achtköpfigen Band und weiteren musikalischen Gästen besteht. Und manchmal klingt das dann wie eine Meditationshilfe für ehemalige Outlaws, die sich nun in einem Rosamunde Pilcher-Film wiederfinden und von Wolke Neun mit Seifenblasen schießen, die nicht zerplatzen wollen. Carsten Klook

Sa, 12. 2., 20 Uhr, „Laeiszhalle-Musikhalle“