Muslime fordern in der „Zeit“ Freilassung

BERLIN taz ■ Auch die Zeit setzt sich in ihrer heutigen Ausgabe für Giuliana Sgrena ein: „Lasst sie frei“, fordert die Wochenzeitung auf ihrer Titelseite. „Entführt: eine von uns“ steht neben dem großen Farbfoto der Il-Manifesto-Korrespondentin, deren Texte seit 2002 auch in dem Hamburger Blatt zu lesen sind. Zuletzt schrieb sie Anfang Februar über die Stimmung im Irak nach den ersten demokratischen Wahlen.

„Wir konnten immer darauf vertrauen, dass Giuliana Sgrena keine unkalkulierbaren […] Risiken einging. Aber die Gefahren waren uns und ihr bewusst“, heißt es in dem Aufruf. „Unser Blatt steht ja nicht gerade in dem Ruf, besonders leichtsinnig zu sein“, sagt auch der stellvertretende Zeit-Chefredakteur Matthias Naß. Gemeinsam mit Il Manifesto habe man sich zu größtmöglicher Öffentlichkeit in Sachen Sgrena entschlossen. „Bei den vorangegangenen Geiselnahmen haben unsere italienischen und französischen Kollegen gelernt, dass nur konsequente Publizität nutzt“, so Naß. „Sie haben uns bestärkt, gemeinsam Himmel und Erde in Bewegung zu setzen.“ Dazu gehört auch der gemeinsame Appell mit drei großen muslimischen Organisationen in Deutschland für Sgrenas Freilassung, den die Zeit heute auf Türkisch und Arabisch abdruckt. „Wir wollen die Muslime in Deutschland ansprechen. Nicht weil wir sie in die Verantwortung nehmen“, sagt Naß. „Wenn darüber in den Teestuben und Cafés gesprochen wird, würde uns dies aber natürlich freuen“.

Dass so viel Öffentlichkeit auch immer den Entführern nutzt und von ihnen ganz bewusst einkalkuliert wird, ist dabei auch der Zeit klar. „Hier geht es um eine Kollegin. Es ist das Wichtigste, dass sie freikommt“, so Naß, „und nicht der Moment, um akademische Diskussionen über zu viel Aufmerksamkeit für Terroristen zu führen.“ STG