Kindergartencops bald auch in NRW

Nach einer Studie des Bundeskriminalamts sind fünf Prozent aller Schüler gewalttätig. Gemeinsam mit der Polizei will die Lehrergewerkschaft nun dagegen vorgehen: Polizeibeamte sollen vor Ort in Konfliktsituationen schlichten

Wenn es nach den Vorstellungen der nordrhein-westfälischen Sektion des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) geht, dann mischen sich demnächst „Jucops“ unter die Sechs- bis Zehnjährigen an den Grundschulen, um gegen zunehmende Gewalt unter den Schülern vorzugehen.

Die so genannten Jugend-Kontaktbeamten, die bereits in Dortmund an weiterführenden Schulen in so genannten „Brennpunktgegenden“ eingesetzt werden, hätten sich als Ansprechpartner für SchülerInnen und als Deeskalationstrainer in Konfliktsituationen bewährt, so der Verband. „Wir brauchen sie jedoch bereits an den Grundschulen“, erklärte Udo Beckmann, der Landesvorsitzende des VBE. Die Präventionsarbeit müsse heute so früh wie möglich ansetzen. Zusätzlich zu den Polizeibeamten sollen an den Schulen deshalb in Zukunft vermehrt Sozialpädagogen eingesetzt werden, um die Schulsozialarbeit gerade in Brennpunktschulen auszubauen.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Polizeigewerkschaft reagiert der VBE damit auf eine Studie des Bundeskriminalamts, wonach fünf Prozent aller Schüler regelmäßig gewalttätig seien, ein Drittel schlage „gelegentlich“ zu. Jeder dritte Schüler hat nach Einschätzung der Polizei Angst, allein den Schulweg anzutreten oder auf den Pausenhof zu gehen. Lehrer und Pädagogen seien diesen Problemen ohne Unterstützung von außen nicht gewachsen, so der Lehrerverband.

Der VBE hatte darüber hinaus beklagt, dass viele Schulen und Politiker das Gewaltpotential der Schüler leugneten, um ihre eigene Schule in einem guten Licht erscheinen zu lassen. So waren im vergangenen Schuljahr an den 1.000 Berliner Schulen mit ihren 470.000 Schülern lediglich 560 Gewalttaten gemeldet worden. Der Berliner Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Bodo Pfaltzgraf, hatte diese Zahlen jedoch als „völlig unrealistisch“ bezeichnet.

VBE-Chef Beckmann wies jedoch daraufhin, dass die Schulen allein nicht in der Lage seien, das Problem zu lösen: „Das, was in der Schule geschieht, bildet in erster Linie die Defizite unserer Gesellschaft ab“. Gerade der Sprachgebrauch in Medien und Werbung führe zu einer zunehmenden verbalen Brutalität zwischen den Schülern. Dadurch sinke letztendlich auch die Hemmschwelle für körperliche Gewalt.

Kritisch äußerte sich Beckmann zudem über die Erziehungsarbeit in den Familien. „Erziehung beginnt nicht erst an der Schultür – die Erziehungsverantwortung liegt in erster Linie bei den Eltern.“ Schule könne nicht der „Reparaturbetrieb“ für gesellschaftliche Fehlentwicklungen seien. Dass die Landesregierung immer mehr Mittel für die Familienberatung streiche, sei kontraproduktiv. ULLA JASPER