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: „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“

Schon wegen folgender Szenen bietet „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ ganz hervorragende Unterhaltung: Robert De Niro trägt ab und an eine Brustprothese, Ben Stillers Vorhaut fliegt im hohen Bogen in ein Fondue, Barbra Streisand schmiert sich Schlagsahne aufs Dekolleté, Dustin Hoffman philosophiert über einen fehlenden Hoden, während im Hintergrund rüstige Senioren sich gymnastisch für die geheimen Freuden der Rentnererotik locker machen und eine fiese Katze einen notgeilen Hund die Toilette runterspült. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Werk um die längst überfällige Kombination aus „Taxi Driver“, „Die Reifeprüfung“ und „Funny Girl“ auf der Grundlage eines handfesten Ben-Stiller-Demütigungsfilms.

Im Unterschied zu „Meine Braut, ihr Vater und ich“ geht es dieses Mal aber nicht um die konkrete Demütigung der beliebten Ben-Stiller-Figur Gaylord Focker, einer männlichen Krankenschwester, die im ersten Teil das Vertrauen seines zukünftigen Schwiegervaters Jack Byrnes, eines paranoiden CIA-Verhörspezialisten, zu gewinnen suchte. Vielmehr stellt sich die Demütigung erst im übertragenen Sinne ein: Der gestrenge Jack Byrnes will wissen, was für Eltern jenen Gaylord zu verantworten haben, der sich anschickt, seine Tochter Pam zu ehelichen. Der aufgescheuchte Gaylord ist unterdessen um Schadensbegrenzung bemüht.

Es ist in diesem Zusammenhang nicht weiter verwunderlich, dass die Familienzusammenführung bisweilen katastrophale Züge anzunehmen droht. Tatsächlich sind Gaylords lebenslustig laute, jüdische Eltern für den strengen Protestanten Jack eine Zumutung, wenn nicht gar eine Gefahr für die Nation, um deren Sicherheit er sich als ehemaliger Agent natürlich immer sorgen muss. Und so führt Regisseur Jay Roach seine prominente Schauspielerriege gekonnt von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen, durch die sie mit wachsender Begeisterung waten.

Besonders Barbra Streisand und Dustin Hoffman überzeugen als intellektuelle Alt-Hippies, die über ihr blumiges Anwesen trollen. Robert De Niro weiß derlei Freigeistigkeit nur mit tiefster Missbilligung zu quittieren, um auf diese Weise seine nun schon seit Jahren währende Kampagne weiterzuführen, jenes Image, das er einst mit Martin Scorsese kreierte, genüsslich Stück für Stück zu demontieren. Und Ben Stiller verfestigt seinen Rang als überarbeiteter, überpräsenter und geradezu unvermeidlicher Scherzkeks, der mit diesem Werk seinen sechsten Spielfilm des vergangenen Jahres abgeliefert hat. Wenn man nur jeden dritten Film sieht, ist er aber immer noch lustig.

HARALD PETERS