Marokkos neuer Politstar

Fatima Zahra Mansouri wurde über Nacht zum Vorbild für Frauen in Marokko, die von einem modernen Land träumen. Die 33 Jahre junge Anwältin ist zur Bürgermeisterin gewählt worden – ausgerechnet im als traditionalistisch bekannten Marrakesch, der größten der drei Königsstädte. Die verheiratete Mutter zweier Kinder, die in Frankreich studierte, bekam die Stimmen von 54 Stadträten. Der bisherige Bürgermeister der Millionenstadt, ein 75-jähriger konservativer Lokalfürst alter Prägung, erhielt nur 34 Stimmen.

Mansouri ist die zweite Frau im Bürgermeisteramt einer marokkanischen Gemeinde. 2003 wählte das kleine Atlantikstädtchen Essaouira bereits eine Frau. Bei den jüngsten Kommunalwahlen am 12. Juni waren per Gesetz 12 Prozent der Abgeordnetenposten für Frauen reserviert. Zogen 2003 nur 127 Frauen in die Gemeinderäte Marokkos ein, waren es dieses Mal 3.406.

Mansouri ist ein Neuling in der Politik. Sie kandidierte auf der Liste der vor Kurzem gegründeten Partei für Authentizität und Modernität (PAM), die mit 21,7 Prozent auf Anhieb stärkste Kraft im Reich von König Mohammed VI. wurde. Mansouri stammt wie der PAM-Gründer und enge Freund des Monarchen, Fouad Ali El Himma, aus Rhamna bei Marrakesch. Ihr Nachname ist in der altehrwürdigen Stadt am Fuße des Atlasgebirges bekannt. Mansouris Vater war Pascha und die rechte Hand des Präfekten. Später diente er dem Königreich als Diplomat.

Mansouri gelang es im stark zersplitterten Stadtrat die kleineren Parteien um sich zu scharren. Selbst die gemäßigten Islamisten wählten sie. Zu lange hatte der alte Bürgermeister regiert, als gehöre die Stadt ihm. „Ich habe keinen Zauberstab. Aber anders als in der Vergangenheit werde ich versuchen zuzuhören und die Fragen meiner Mitbürger zu beantworten“, verspricht nun Mansouri. REINER WANDLER