„Twittern hat Geschichte“

Twitterlesung zum ersten Mal in Bremen

■ arbeitet als Texter und veranstaltet die erste Twitterlesung in Bremen.

taz: Herr Meyer, haben Sie einen Lieblingstweet?

Oliver Meyer: „Mag mal gerade jemand ein Fax schicken? Der Kater liegt da gerade drauf und fühlt sich sicher.“ Das sind nur wenige Zeichen und doch entsteht ein Film. Wie bei Ernest Hemingway, der schrieb mal eine Geschichte: „Babyschuhe zu verkaufen. Nie getragen.“ Er wäre sicherlich ein guter Twitterer gewesen.

Sind Tweets jetzt Kunst?

Ich finde schon. Ein Tweet besteht aus 140 Zeichen – das reicht, um sich auszudrücken, trotzdem muss man sich beschränken. Das ist reizvoll. Kurze literarische Werke sind ja nichts Neues – von Kurt Schwitters gibt es zum Beispiel Texte, die sehr kurz aber unheimlich prägnant sind. Ich will damit nicht sagen, dass Twitter eine Fortführung des Dadaismus‘ ist, aber so gesehen hat Twittern schon Geschichte.

Für die Berichterstattung aus dem Iran sind Tweets zu wichtigen Quellen geworden. Ist das der Durchbruch für Twitter?

Der fing schon an, als letztens ein Flugzeug auf dem Hudson River notlanden musste und die Bilder per Twitter rasend schnell um die Welt gingen. Doch erst jetzt verstehen viele, dass man durch Twitter nicht nur Geschwätz verbreiten, sondern auch wichtige Informationen innerhalb kürzester Zeit transportieren kann.

Ist Ihre Twitterlesung heute Abend deshalb ausverkauft?

Ja. Bestimmt haben ein paar Leute, die heute Abend kommen, Twitter bislang als banales Tool für Alltagskommunikation betrachtet.

INTERVIEW: GKW

Twitterlesung, 20 Uhr im Design Zentrum