Argentinien feiert

Die „beste Verhandlung der Weltgeschichte“ verringert Betrag der Schulden um drei Viertel, Wirtschaft wächst

BUENOS AIRES taz ■ Mit großen Worten feierte der argentinische Präsident Néstor Kirchner den am Freitag abgeschlossenen Schuldentausch. „Es war die beste Verhandlung in der Weltgeschichte“, lobte er seine Regierung. Kirchner hatte in der Tat Grund zur Freude. Er hatte hoch gepokert und gewonnen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums haben etwa 75 Prozent aller Privatgläubiger Argentiniens das Angebot des Landes angenommen und einen drastischen Abschlag auf ihre Schulden akzeptiert. Für einen Dollar an argentinischen Schulden erhalten sie jetzt rund 30 Cent. Damit geht der vom Volumen her größte Zahlungsausfall eines Landes in der Geschichte der Schwellenländer zu Ende.

Im Jahr 2001 musste Argentinien nach einer dramatischen Finanz- und Wirtschaftskrise den Schuldendienst einstellen. Nach zähem Zwist mit den Gläubigern in aller Welt legte Kirchner Ende vergangenen Jahres sein letztes Angebot vor. Schuldtitel im Wert von 81,8 Milliarden Dollar sollen gegen neue Papiere mit dem Abschlag eingetauscht werden. Kirchners Verhandlungsstrategie bestand darin, nicht zu verhandeln. Er wollte die Schulden seines Landes nicht „auf Kosten der Armut“ der Argentinier bezahlen, wie er nicht müde wurde zu wiederholen. Am Ende setzte er sich damit durch.

Für Donnerstag hat die Regierung erste Details angekündigt, ab 1. April werden neue Titel die 152 getauschten argentinischen Papiere an den Anleihemärkten ersetzen. Die argentinische Börse reagierte bereits mit einem Kursfeuerwerk auf den erfolgreichen Schuldentausch.

Nun hofft die Regierung auf Investitionen und weitere Wachstumsimpulse. In den Jahren 2003 und 2004 verzeichnete das Land ein Wachstum von acht Prozent, vor allem dank der hohen Sojapreise auf dem Weltmarkt. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hat bereits angekündigt, die Schulden Argentiniens nach Abschluss der Umstrukturierung mit der Note B- einzustufen, eine Bewertung, die Ecuador auch fünf Jahre nach Wiederaufnahme des Schuldendienstes nicht erreicht hat.

Doch trotz aller Euphorie in Buenos Aires drückt das Land eine enorme Schuldenlast. Die Außenstände Argentiniens machen immer noch 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Bald wird Argentinien wieder Devisen ins Ausland in Form der umgewandelten Schuldendienste überweisen. Erst dann zeigt sich, ob es Kirchner tatsächlich gelungen ist, das Land wieder zu stabilisieren. INGO MALCHER