Ein Arzt und Autor

Gerade mal 32 Jahre alt ist der im norddeutschen Pinneberg geborene Jens Petersen, doch bereits mehrfach preisgekrönter Literat und in Zürich tätiger Neurologe. Für seinen bislang einzigen Roman, „Die Haushälterin“, der vor vier Jahren erschien, erhielt er den Aspekte-Literaturpreis, den Bayerischen Kunstförderpreis, den Kranichsteiner Literatur-Förderpreis und den Evangelischen Buchpreis. Nun erhielt er den Bachmannpreis. In Klagenfurt las Petersen die Geschichte „Bis dass der Tod“ – das letzte Kapitel eines Romans, den noch kein Verlag angekündigt hat. Das wird sich alsbald ändern.

Der Roman etwa des letztjährigen Gewinners, Tilmann Rammstedt, wurde schon wenige Wochen später publiziert. Dass das Manuskript unter Zeitdruck abgeschlossen worden war, merkte man ihm an. Es steht zu hoffen, dass der diesjährige Gewinner dem Druck nicht nachgibt. Petersen, mit einer Länge von zwei Metern ein baumhoher Mann, dem man ein Hocken in der Schriftstellerkemenate nicht zutraut, ist aufgrund seines Brotberufs jedenfalls nicht mit Geld zu ködern.

Sein Text „Bis dass der Tod“ ist im Präsens verfasst, und Petersen gelingt es, in diesem Tempus packend zu schreiben, was eine gewisse Könnerschaft zeigt. Er erzählt von einer Krankheit, die in einem Euthanasieakt endet – der Mann jedoch, der seine todkranke Frau ermordet, kann sich dann aber nicht zum geplanten Suizid aufraffen. Der beklemmende Text ist handwerklich gut gemacht. Selbst der Juror Paul Jandl, der den Text zunächst für kitschig befand, nahm den Vorwurf am nächsten Tag zurück.

Dennoch war der Text nicht wirklich herausragend. Für die Fernsehshow hat er allemal genügt, auch da der Autor vielen seiner Konkurrenten an Erfahrung überlegen war – als Arzt hatte er richtig guten Stoff.JÖRG SUNDERMEIER