KOMMENTAR VON SEBASTIAN HEISER
: Gebt den Junglehrern ihr Geld!

Der Lehrermangel erhöht die Chance auf Tariferhöhungen

Ein Sprichwort sagt: Man soll das Fell des Bären erst dann verteilen, wenn er erlegt ist. Der Bär ist in diesem Fall eine ordentliche Gehaltserhöhung vom Senat für Junglehrer. Doch jetzt wollen auch die Altlehrer von dem Geld etwas abhaben. Das ist einerseits verständlich, weil auch sie sich zu Recht unterbezahlt fühlen können. Es ist auch verständlich, weil das das übliche Verfahren bei Tarifverhandlungen ist: Da demonstrieren und streiken Jung und Alt – und erhalten am Ende auch gemeinsam die erkämpfte Lohnerhöhung.

Doch hier liegt der Fall anders. Diese Lohnerhöhung steht nur den Junglehrern zu – weil sie die allein erkämpft haben. Sie haben mit einem Drohbrief und mit Anträgen zur Freigabe der Bewerbung in einem anderen Bundesland gezeigt, wie ernst sie es meinen. Damit haben sie ausreichend Druck auf den Senat aufgebaut – die Altlehrer dagegen haben nichts Vergleichbares unternommen.

Das können sie natürlich noch nachholen. Denn der Arbeitsmarkt bleibt für die nächsten Jahre so, dass Lehrer sich aussuchen können, in welchem Bundesland sie gern arbeiten wollen. Das erhöht auch bei den nächsten regulären Tarifverhandlungen den Spielraum für Lohnerhöhungen, die dann allen Lehrern zugutekommen. Diesmal sollte der Senat dagegen hart bleiben und die Lohnerhöhung nur für Junglehrer einseitig durchsetzen. Das Fell des Bären sollte eben nur unter denen verteilt werden, die ihn auch erlegt haben.

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