Gleitcremes im Test

Das zweite Heft der Lesbenzeitschrift „L-Mag“ ist da. Glamour sieht anders aus, aber die Community freut’s

Sven Ottke hätte gar kein Problem damit, wenn er Leserbriefe von Schwulen bekäme, seine Fans lesbisch wären oder seine Tochter es würde. Das erzählt der Boxer in der zweiten Ausgabe des lesbischen Frauenmagazins L-Mag in der Rubrik „Das unvermutete Interview“. Nicht ganz unvermutet kam das erste L-Mag-Heft bei der Zielgruppe gut an. Gibt es doch wenig Alternativen für die Szene, denn das „Lebensgefühl Lesbischsein“ blieb bisher stets hinter frauenrechtlichen Themen zurück.

Bei L-Mag wird nun gedruckt, was lesbisch ist. Das geht bis hin zur sympathisch aufgemachten Schuh-Fotostrecke, die die authentisch ausgelatschten Treter von vier authentischen Models zeigt. Großes Thema im Heft ist der Klassiker, das Coming-out. Dazu gibt es einen Teil mit gut aufbereiteten regionalen Themen. Mit 30.000 Exemplaren Auflage ist das Heft allerdings nicht an jedem Provinzkiosk zu finden. Und dort, wo es zu finden ist, war zumindest die erste Ausgabe schnell ausverkauft. Die Redaktion rechnet damit, dass mindestens die Hälfte der ersten Ausgabe verkauft wurde, über 2.000 Frauen haben abonniert.

Mit dem Gang an den Kiosk will sich das Magazin, das seit zwei Jahren im Berliner Jackwerth Verlag als Gratisszeneblatt erschien, selbst retten. Die Finanzierung war nicht mehr gesichert, die Massentauglichkeit jedoch auch nicht von vornherein gegeben: „Wir brauchten eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Vertrieb“, so Chefredakteurin Manuela Kay. „Obwohl wir auch softe Themen haben, war das Konzept wohl doch noch sehr neu.“ Sie leitet das Team aus vier festen Mitarbeitern, die auch an anderen Jackwerth-Produktionen mitarbeiten.

Weniger soft sind die erotischen Rubriken. Ein Gleitcreme-Test (in der ersten Ausgabe waren es noch Dildos) und der Report „Was passiert auf Sexpartys für Lesben“ sollen „praktische Sexualität“ ins Heft bringen. Optisch etwas zu bunt geraten und mit nicht so guten Fotos wie bei den meisten „heterosexuellen“ Magazinen, fehlt es L-Mag zwar an Hochglanzgefühl. Den Leserinnen vermittelt das jedoch eher, die ersten Schritte einer großen Sache mitzuerleben. Eine bisher unsichtbare Zielgruppe soll Ausgabe für Ausgabe sichtbarer gemacht werden. Das entschuldigt textliche Holprigkeiten und oberflächlich bleibende Betrachtungen im Heft mit dem Gefühl: Besser als nichts ist es allemal.

„Wir wollen ein Magazin machen mit Texten für Frauen, die ihren lesbischen Lebensstil nicht mehr rechtfertigen müssen“, erklärt Philip Eicker, einer von drei Männern in der fünfköpfigen Redaktion. „L-Mag soll zeigen, wie Lesbischsein gelebt werden kann.“ JULIANE GRINGER
NATALIE TENBERG