Kostenlose Begleitung erfreut Hartz-IV-Betroffene

PRAKTISCHE HILFE Vor einem Jobcenter machen 20 AktivistInnen Beratung für Arbeitslose

Zwei Altpunker sorgen vor dem Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg für aufrührerische Stimmung. Sie singen von den Querelen mit dem „Scheißamt“ in der Rudi-Dutschke-Straße. 20 AktivistInnen haben sich am Donnerstagmittag davor versammelt und verkünden eine gute Nachricht für Erwerbslose: „KeineR muss allein zum Amt!“ Sie bieten kostenlose Beratung und Begleitung zu Terminen an. Dazu gibt es Kaffee,Tee, Kekse und Informationen zu Hartz IV. Zwischen einer Telefonzelle und einem Laternenmast sind Wäscheleinen gespannt, die voller Zettel mit persönlichen Berichten vom Arbeitsamtsalltag hängen.

„Meine Sachbearbeiterin macht hier ständig Faxen“, regt sich Achmed A. auf, der gerade aus dem Jobcenter kommt. Er erzählt, wie viele auf den Zetteln auch, von langen Wartezeiten, unverständlichen Briefen, verschleppten Anträgen, mangelnder Information, verschwundenen Unterlagen und unhöflichen Mitarbeitern. Ein Arbeitsvermittler, der nicht mit dem Computer umgehen kann, wird auf einem der Zettel kritisiert: „Er nervt.“

Eine Mitarbeiterin der Berliner „Kampagne gegen Hartz IV“ hat aber auch Mitleid mit den Angestellten im Jobcenter. „Viele werden selbst nicht ausreichend geschult“, sagt sie. Maya Binder vom „Aktionsbündnis für solidarisches Begleiten“ ergänzt: „Die Jobcenter sind eigentlich zur Beratung verpflichtet. Doch dem kommen sie falsch, gar nicht oder ungenügend nach.“

Einige Besucher des Jobcenters nehmen das Angebot gerne an und wenden sich hilfesuchend an die Aktivisten. Einer von ihnen ist Bert. Er berät schon lange Arbeitslose und hat auch jetzt viel zu tun. „Meist erhalten die Menschen gar kein oder zu wenig Geld. Wir prüfen dann die Rechtmäßigkeit der Bescheide“, erzählt er. Oft reiche schon eine Begleitung aus, dann werde der Umgangston freundlicher und entspannter.

Auch Berin, eine 32-jährige Mutter, begrüßt die Aktion, zweifelt aber. „Vielleicht ist es schon zu spät, seine Unzufriedenheit auszudrücken.“ TILLA MASBERG