Namen & Fakten

Einsatzgruppe B: Einen Tag nach dem Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion fielen die so genannten Einsatzgruppen in Russland ein. Ihr Auftrag, vor dem Krieg auch der Wehrmachtsführung bekannt, war die „Beseitigung der jüdisch-bolschewistischen Intelligenz“, und die „Vernichtung von Bolschewistenhäuptlingen und Kommissaren sowie aller Juden, die die Sicherheit der kämpfenden Truppe gefährden“. Die Einsatzgruppen ermordeten faktisch die gesamte jüdische Bevölkerung der Gebiete, in die die Wehrmacht vorgedrungen war. Die Einsatzgruppen wetteiferten untereinander um die höchsten Mordzahlen, die sie in „Ereignismeldungen“ an das Reichssicherheitshauptamt nach Berlin meldeten.

Lager Semlin: Gegenüber der Festung von Belgrad, auf dem anderen Ufer der Save, lag der Ort Zemun. Er gehörte zu Kroatien. 1938 fand hier eine Weltausstellung statt. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurden die noch von der Ausstellung vorhandenen Gebäude in das Konzentrationslager Semlin umgewandelt. Für den 1942 für einige Wochen täglich verkehrenden Gaswagen gab es eine Sondergenehmigung zum Passieren der Brücke über die Save in die Stadt Belgrad. Die Papiere hatte der stets in einem Pkw vorausfahrende Lagerleiter Andorfer bei sich. Der Gaswagen und der folgende Lkw mit den Koffern der Opfer wurden ohne Kontrolle durchgeleitet.

Rudolf Diels (1900–1957), Gründer und Chef der Gestapo, hatte Rechtswissenschaften studiert. Er wurde bald nach der Gründung der Gestapo in einen Machtkampf zwischen Göring und Himmler verwickelt, musste deshalb auf den Posten des stellvertretenden Polizeipräsidenten von Berlin wechseln. Im April 1934 musste er seinen Posten endgültig verlassen und wurde zum Regierungspräsidenten Kölns, später von Hannover. Im Zusammenhang des 20. Juli 1944 kam er in Gestapo-Haft, wurde von dort aber von seinem Förderer Göring befreit. Nach dem Krieg arbeitete er in der Regierung und im Innenministerium Niedersachsens.

Walter Zirpins war Sachverständiger im Reichstagsbrandprozess 1933 und sagte zu diesem Komplex sowohl 1948 in Nürnberg als auch 1961 vor einem bundesdeutschen Gericht aus. SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor im Amt IV (Gestapo) des Reichssicherheitshauptamtes. Im Zweiten Weltkrieg Einsatz bei der „Endlösung der Judenfrage“ in den Ghettos Warschau und Litzmannstadt. Nach 1945 Oberregierungsrat und Leiter des Landeskriminalamtes Niedersachsen. Zirpins war Fritz Tobias’ Kronzeuge im Historikerstreit um die These zur Alleinschuld Marinus van der Lubbes.

Der Schrader-Verband, 1915 als „Verband der Kameradenvereine“ gegründet, hatte damals 6.000 Polizisten als Mitglieder. Ernst Schrader wurde zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Im Februar 1923 kam es in Berlin zur Einheitsorganisation der Polizei in Preußen mit 60.000 Mitgliedern: dem „Verband Preußischer Polizeibeamter e. V“. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften zerschlagen, und am 24. Juni 1933 wurden alle Arbeitnehmerorganisationen in die „Deutsche Arbeitsfront“, DAF, unter Führung von Robert Ley überführt. Am 8. September 1933 wurde Ernst Schrader ins KZ Oranienburg gebracht; im Juli 1936 starb er an den Folgen der Haft. Am 17. Mai 1935 wurde der Verband vor dem Amtsgericht Berlin aufgelöst. Bruno Sattler war Mitglied des Verbandes, wann er austrat, ist nicht bekannt. 1948/49 Neugründung als „Verband der Polizeibeamten e.V. (ehemals Schrader-Verband)“. Geschäftsführerin wurde die Frau von Bruno Sattler. Sie blieb es bis zur Auflösung des Verbandes etwa 1964. MARTIN JANDER