SPD und Jandl gegen Papst und Bush

CONTEST Die taz hat 60 ihrer besten Titel zusammengestellt – und bittet zur Wahl

Wenn man als Redakteur auf die taz angesprochen wird, dann oft wegen der Überschriften der Seite 1. Schlagzeilen wie „SPD deutlich über 5 Prozent“ (1995) oder „Holzmann saniert Schröder“ (1999) sind haften geblieben und haben der taz den Ruf eingebracht, mit Ironie und Spott Ereignisse auf den Punkt zu bringen.

Die taz war dabei immer offen fürs Experiment: Einmal vertauschte sie zur Ehrung Ernst Jandls auf der kompletten Seite 1 die Buchstaben r und l (1990), einmal erschien zum 100. Bloomsday die Titelseite ganz in Blau: „Alles Ulysses“ (2004). Und zum 50. Geburtstag der Konkurrenz mit den großen Lettern gönnte sich die taz für einen Tag Bild-Layout (2002).

Stets ging es darum, die angemessene Form für unsere Botschaft des Tages zu finden: ob die Seite 1 nun plakativ leer bleibt, wie angesichts „Bushs historischer Rede“ (2002), bei der ein gezeichneter Bush mit leerer Sprechblase abgebildet wurde. Oder ob sie eng bedruckt an die Leser geht, wie 1999, als die taz die Liste aller zahlungsunwilligen Firmen abdruckte, die in der Nazizeit Zwangsarbeiter beschäftigten. So erzählen die verschiedenen Lösungen, die die Redaktion im Laufe der Jahre für die Seite 1 erfand, auch eine kleine Geschichte der taz selbst.

Die Galerie der 60 interessantesten Titelseiten aus 30 Jahren taz macht diese nun nachvollziehbar. Zu sehen ist sie online unter taz.de/titel. Und wer Lust hat, seine liebste Seite 1 auszuwählen, kann sogar etwas gewinnen. Nach 1.300 Stimmabgaben liegt übrigens die Seite zur Wahl des Papstes vorn: „Oh, mein Gott!“ MATTHIAS URBACH