Hals mit Klößen

Verhaltene Würde: „The Wedding Present“ im Knust

The Wedding Present stammen aus Leeds und waren die Lieblinge des verstorbenen britischen Musik-Experten und Radio-Moderators John Peel. „David Gedge hat einige der besten Liebessongs der Rock ‘n‘ Roll-Ära geschrieben“, lautete sein Kommentar. 1988 erschien die erste Peel Session-Platte.

Die Band wurde Ende der 80er Jahre als eine der erfolgreichsten Indie-Pop-Bands Großbritanniens gefeiert. Die Mitmusiker wurden oft gewechselt, dem Stil des hymnenhaften Gitarrenpop aber blieb Gedge treu. 1996 erschien das Album Saturnalia, nach dem Wedding Present eine achtjährige Pause einlegten. Sänger, Komponist und Gitarrist David hatte mit seiner Freundin Sally Murray das Duo Cinerama gegründet. Doch dann trennte sich Sally von David – und Wedding Present meldeten sich zum Valentinstag 2005 zurück, an dem das neue Album Take Fountain erschien.

Diese Platte, man muss es zugeben, klingt nur an wenigen Stellen euphorisch. Die Trennung von seiner Freundin hat David anscheinend mächtig zugesetzt. Er siedelte nach Seattle um und schrieb dort einen Haufen exzellenter und trauriger Lieder, in denen er diesen Verlust zu verarbeiten sucht. Getragen von schwerem Midtempo, atmen die meist gezupften und nicht geschlagenen Gitarren ein gutes Quäntchen Würde; die Songs künden von Ruhe, Kontemplation und Sammlung. Deren Melodien vermitteln, trotz diverser Klöße im Hals des Sängers, Kraft und Stärke. Es gibt auch einige Rocker auf dem Album, das zu einem ihrer besten gehört und John Peel gewidmet ist.

David Gedge und Simon Cleave aus der alten Band-Besetzung sind nun mit Terry de Castro am Bass und Kari Paavola an den Drums unterwegs auf Tour. Im Vorprogramm spielt das Quartett Dorian „melancholischen Gitarrenpop“. Carsten Klook

Sa, 26.3., 20 Uhr, Knust