US-Kampfflugzeuge für Pakistan

Die Regierung in Washington begründet die Wiederaufnahme der Lieferung von F-16-Jets mit dem Kampf gegen den Terrorismus. Aber auch Indien erhält ein Angebot. Eine Aufrüstung verbessert nach US-Sicht die Sicherheit in der Region

AUS DELHI BERNARD IMHASLY

Die USA haben ihre Absicht wahrgemacht, das fünfzehnjährige Verkaufsverbot von F-16-Kampfflugzeugen für Pakistan aufzuheben. Die Form der Ankündigung zeigt das politische Unruhepotenzial dieser Entscheidung: Sie geschah in einem Telefonanruf von Präsident George W. Bush bei dem indischen Premierminister Manmohan Singh. Dieser zeigte sich prompt „sehr enttäuscht“ über diesen Schritt, da er „für das Sicherheitsumfeld Indiens negative Konsequenzen haben könnte“.

Pakistan dagegen begrüßte die Freigabe als einen „Festtag“, da er ein „historisches Unrecht behebe“. Außenminister K.M. Kasuri versicherte, dass dies keinen Rüstungswettlauf auslösen werde, sondern lediglich dazu diene, „eine glaubwürdige Abschreckung im konventionellen und nuklearen Bereich“ zu erreichen.

Auch die US-Administration beeilte sich zu versichern, dass der Verkauf der F-16-„Falcons“ die fragile Annäherung zwischen den subkontinentalen Rivalen nicht gefährde. Im Gegenteil, wenn beide Länder durch Aufrüstung ihre Sicherheit verbesserten, so der Sprecher des State Department, dann bedeute dies auch erhöhte Sicherheit für die Region. Außenministerin Condoleezza Rice argumentierte ihrerseits in der Washington Post, die Annäherung zwischen beiden Ländern erlaube es, sie nicht mehr aus der Perspektive einer indo-pakistanischen „Bindestrich-Beziehung“ zu betrachten. Während Pakistan auf die Kampfjets für den Kampf gegen den Terrorismus angewiesen sei, entwickle sich zwischen den USA und Indien eine „Vertiefung der Beziehungen“.

Was Rice damit meinte, hatte Bush in seinem Telefonat mit Premierminister Singh bereits ausgesprochen. Es handelt sich um die Bereitschaft Washingtons, auch Indien Kampfflugzeuge anzubieten, wenn nötig sogar in Form von lokaler Fertigung und Koproduktion. Beim kürzlichen Besuch von Rice in Delhi wurde auch die Möglichkeit erwähnt, dass Washington den Lieferstopp für zivile Nukleartechnologie überdenken könnte.

Die indischen Reaktionen auf das Angebot schwanken je nach ideologischer Brille. Die Linke sieht darin den Zuckerguss, der die bittere Pille der F-16-Jets für Islamabad schmackhaft machen soll. Es sei auch Teil der Politik Bushs, der eigenen Waffenindustrie ein Stück des riesigen Einkaufskuchens des größten Waffenimporteurs der Welt zu sichern. Indien plant nämlich den Kauf von 126 Mehrzweck-Kampfflugzeugen. Eine andere Denkschule sieht im US-Angebot eine historische Chance. Damit stärke die US-Regierung Indien als regionale Großmacht, auch gegenüber dem nördlichen Nachbarn China.

Für Pakistan ist die Freigabe eine längst fällige Wiedergutmachung. Das Land hatte in den Achtzigerjahren 111 F-16 bestellt und bezahlt, erhielt aber nur 40 Flugzeuge. 1990 kam die Auslieferung ins Stocken, weil die Regierung in Islamabad verdächtigt wurde, sich illegal waffenfähige Nukleartechnologie zu besorgen. Seitdem muss sich das Land in seinem äußeren Verteidigungsring mit diesen veralteten F-16-Jets zufrieden geben.

Die Lieferung der Flugzeuge wird nun just in dem Augenblick wieder aufgenommen, wo neue Vorwürfe illegaler Einkäufe von verbotener Technologie laut werden. Die Los Angeles Times berichtete am Karfreitag über Beschaffungen amerikanischer Systeme durch Pakistan, die im Jahr 2003 begannen, als Präsident Musharraf bereits fest im Sattel saß. Die Zeitung zitierte amerikanische Quellen, wonach die Käufer dieselben Agenturen sein könnten, die auch mit Abdul Qadir Khan zusammenarbeiteten, der Iran, Libyen und Nordkorea mit Nukleartechnologie versorgt hatte.