Thematisch am Theater orientiert

Zum vierten Mal Wort.Wahl im Mülheimer Ringlokschuppen. In diesem Jahr ist die Veranstaltungsreihe eng mit den Jubiläums-Stücken verzahnt. Dafür stehen auch prominente Namen aus der Theaterszene auf dem Programm

Auch wenn die diesjährigen Mülheimer Literaturtage eng mit dem Jubiläumsfestival Stücke zusammenarbeiten und dafür das Rahmenprogramm liefern, eine reine Randnotiz ist die Veranstaltungsreihe nicht. Ganz im Gegenteil. Nach der spektakulären Absage von Peter Handke, der nicht mehr um Preise buhlen will, hat die Wort.Wahl im Ringlokschuppen nun die prominenteren, sprich älteren Teilnehmer im Programm, darunter auch eine Inszenierung von Elfriede Jelinek, der Dramatikerpreisträgerin des vergangenen Jahres.

Der Ort der Begegnung ist Irgendwo, die Zeit hat keine Zukunft mehr, die Handlung ist beliebig. Im Jelinek-Text „Und dann nach Hause“, den die Nobelpreisträgerin für Mülheim geschrieben hat, trifft der jugendliche Globalisierungsgegner auf den Alten Mann. Der Grazer Autor und Regisseur Ernst M. Binder hat ihn unter dem Titel „Wolke Drei“ für die Wort.Wahl inszeniert. Beide attestieren dem Stücke-Festival und dem Dramatikerpreis ein hohes Ansehen. Elfriede Jelinek holte ihn im letzten Jahr selbst ab, verzichtete gar auf die Literatur-Nobelpreis-Verleihung in Stockholm.

Der Rest der Welt liegt in Trümmern, Frau Berg sammelt sie auf und liest im Ringlokschuppen aus ihrem Roman „Ende gut“ vor. Das ist ein radikales Jahrhundertwerk, in dem die Heldin durch Angst, Seuchen und Anschläge hetzt, um am Ende doch ein leises Glück zu finden. Auch für die beiden österreichischen Theater-Autoren Peter Turrini und Händl Klaus geht das Licht der Welt langsam aus. Sie lesen aus ihren Stücken „Bei Einbruch der Dunkelheit“ und „Dunkel lockende Welt“, die beide in der kommenden Spielzeit in Klagenfurt und München uraufgeführt werden. Im Mittelpunkt von Turrinis Text steht der Tonhof in Maria Saal, der Ende der 1950er Jahre ein Künstlertreffpunkt war.

Aus Köln kommt das Arkadas-Theater mit einem Stück in türkischer Sprache von Yüksel Pazarkaya: „40 YIL Almanya“ (40 Jahre Deutschland). Vor etwa vier Jahrzehnten kamen Türken nach Deutschland, um zu arbeiten: Nun stehen sie beide allein und einsam da. Das ist ihre Geschichte: Die Frau hatte in jungen Jahren eine unglückliche Ehe die mit der Scheidung endete. Der Mann folgte dem Ruf aus Deutschland als einer der ersten und ließ später Frau und Kinder nachkommen. Zuerst verlor er seine Arbeit, dann seine Frau. Allein sein hatte Schockwirkung auf ihn. Doch das Leben ging weiter und hatte mit beiden noch etwas vor.

Im Anschluss an das Theaterstück findet eine Diskussion zum Thema „Türkisches Theater in Deutschland“ mit Referat von Yüksel Pazarkaya statt. PEL

Infos: 0208-993160www.ringlokschuppen.de