Klasse fegen allein reicht nicht aus

Immer weniger Jugendliche kümmern sich um Umweltschutz. Ein Schulprojekt möchte das ändern und setzt auf verbesserten Unterricht. Der soll möglichst lebendig sein

KÖLN taz ■ Wenn die Jugend unsere Zukunft ist, dann sieht es für den Umweltschutz düster aus: „Es besteht die Gefahr, dass das Interesse daran bei den Jugendlichen erlahmt“, sagt Rüdiger Schulz vom Institut für Demoskopie Allensbach. Damit wollten sich die 150 Schüler aus Köln jedoch nicht abfinden, denen Schulz die Ergebnisse einer Umwelt-Umfrage im Spanischen Bau des Rathauses präsentierte. Die Jugendlichen haben in den vergangenen anderthalb Jahren bei dem Projekt „Umweltbildung im Abseits?“ mitgemacht und trafen sich gestern, um zu diskutieren, wie sich Ökothemen stärker im Unterricht verankern lassen. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Doch nicht nur in der Öffentlichkeit, auch an den Schulen selber nimmt das Thema Umweltschutz keine herausragende Rolle ein. Nur jeder dritte Schüler findet laut Schulz die Art des Umwelt-Unterrichtes interessant. Noch alarmierendere Zahlen präsentierte Hartmut Koch von der Firma „Scientific Consulting Dr. Schulte-Hillen“, die das Umweltbildungs-Projekt an Schulen in sechs Bundesländern koordiniert. Eine Umfrage unter Lehrern ergab, dass sich mehr als 80 Prozent für das Thema interessieren – aber fast die Hälfte hält sich nicht für ausreichend qualifiziert, um es den Schülern zu vermitteln. Bei der Diskussion meldete sich eine Referendarin zu Wort, die beklagte, keine Umwelt-Seminare an der Uni gehabt zu haben. Dabei studiere sie Biologie auf Lehramt.

Um diese Wissenslöcher zu stopfen, wurden im Rahmen des Projekts Lehrmaterialien entwickelt. Dazu gehört neben Ideen für das Behandeln aktueller Themen wie der Feinstaubproblematik auch das Ökotraining im Klassenzimmer: Müll trennen, Putzpläne aufstellen, Fenster nach der Stunde schließen. Doch die Diskussion unter den Schülern zeigte, dass es damit nicht getan ist. Viele würden gern in möglichst vielen Fächern über Umweltschutz sprechen – „aber die Lehrer sagen immer nur, dass sie das gerne machen würden“, berichtete eine Schülerin. Vorschläge würden mit der Begründung abgeschmettert, das stehe nicht im Lehrplan.

Tatsächlich ließen die Unterrichtsrichtlinien den Umweltschutz außen vor, wie ein Lehrer bemängelte. Dabei waren sich die Schüler einig, dass man mit Frontalunterricht allein nicht viel erreichen kann. „Der Lehrer redet, und ob du zuhörst, ist deine Sache“, stellte eine Schülerin klar. Deshalb wünschen sich alle mehr Projektarbeit, damit am Ende jeder ein greifbares Ergebnis präsentieren kann. Denn nur den Klassenraum putzen – „das kommt nicht gut an“, wie eine andere Schülerin bemerkte. „Da weiß man nicht, was man als Schüler davon hat.“

BENJAMIN TRIEBE