AUFBAUBOOM IM POLITISCHEN TREIBSAND

Beirut boomt – so viel ist sicher. 2004 kamen 1,3 Millionen Touristen, vor allem aus dem arabischen Raum, in die libanesische Hauptstadt, in der schätzungsweise knapp 2 Millionen Menschen leben. Unter der Ägide des Mitte Februar bei einem Anschlag getöteten Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri wurde die kriegsbedingte Leerstelle im Zentrum im Zeitraffertempo beseitigt. Eine eigens gegründete Immobiliengesellschaft, deren Hauptanteilseigner al-Hariri war, schuf einen mit Petrodollars finanzierten Mix aus schick sanierten Altbauvierteln, moderner Infrastruktur und orientalischem Flair. Die benachbarten Armen- und die Palästinenserviertel am Stadtrand werden hingegen sich selbst überlassen. Der seit zehn Jahren in Beirut lebende Journalist Heiko Wimmen hat sich für die taz in der Stadt umgeschaut: „Mit dem Tod al-Hariris wurde einmal mehr deutlich, dass ohne eine grundlegende Lösung des Nahostkonflikts die ehrgeizigen Aufbauprojekte im Beiruter Stadtzentrum auf politischem Treibsand errichtet werden.“