„Aufmerksam sein“

PRÄVENTION Die Initiative „Tu was! Zeig Zivilcourage“ erklärt, wie man sich in Notsituationen verhält

■ 50, ist Journalist und hat letztes Jahr die Initiative „Tu was! Zeig Zivilcourage“ 2011 mitbegründet

taz: Herr Kuntze, heute werden sechs Leitlinien vorgestellt, die helfen sollen, Zivilcourage zu zeigen. Welche sind das?

Norbert Kuntze: Ich beobachte genau und präge mir Tätermerkmale ein. Ich hole Hilfe, halte Abstand, suche Mitstreiter. Ich kümmere mich um Opfer und ich bin Zeuge.

Können denn Regeln helfen, Zivilcourage zu verstärken?

Sie sollen zumindest helfen, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen und etwas Sicherheit zu geben. Aber der wichtigste Schritt fand ja schon vor dem Eingreifen statt: Man war aufmerksam und hat gemerkt, dass etwas Unrechtes passiert und hatte einen Impuls zu handeln.

Hat die Initiative sich die Richtlinien ausgedacht?

Nein, die wurden in Zusammenarbeit mit den Präventionsbeauftragten der Polizei entwickelt.

Situationen in denen Zivilcourage gezeigt werden muss, sind ja Stresssituationen. Wie soll man sich da noch an Regeln erinnern können?

Im besten Fall, weil es Automatismen sind. Deshalb werden die Regeln heute bei der Veranstaltung anhand ganz alltäglicher Situationen geübt, so dass auch die Folgen des eigenen Handelns deutlich werden. Zum Beispiel soll man immer das Opfer anstatt die Täter ansprechen, weil sonst die Aggressionen der Täter schnell auf einen selbst übertragen werden.

Und daran denkt man, wenn man Zeuge der nächsten U-Bahn-Schlägerei wird?

Das wichtigste ist doch, dass man Haltung bezieht und nicht ignoriert, was passiert. Dafür kann die Bereitschaft in der Gesellschaft noch anwachsen und die Kenntnis von Verhaltensweisen kann dabei sicherlich helfen. 

ANISSA BRINKHOFF

Infoabend 19 Uhr, Stadtwaage