Steuermillionen für Leck bei Hapag-Lloyd

RETTUNGSPLAN Trotz geplanter Kapitalaufstockung droht bei Hapag-Lloyd der Verlust von 1.000 Jobs. Hamburg muss über 170 Millionen Euro nachschießen und für weitere 400 Millionen bürgen

Hamburg muss weitere Millionenbürgschaften übernehmen, um Hapag-Lloyd zu retten

Die Verhandlungen der Anteilseigner von Hapag-Lloyd über eine Kapitalspritze für die derzeit zahlungsunfähige Container-Reederei dauern an. „Es gibt noch keine konkreten Beschlüsse“, sagte ein Sprecher der TUI am Mittwoch. Der Touristikkonzern, der 43 Prozent der Hapag-Lloyd-Anteile hält, habe aber seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, Hapag-Lloyd finanziell zu unterstützen. Voraussetzung: Auch das Konsortium Albert Ballin, an dem die Stadt Hamburg beteiligt ist, müsse seinen Anteil beisteuern.

Wie die Financial Times Deutschland berichtet, haben sich die Gesellschafter am Montag darauf verständigt, Hapag-Lloyd noch im August mit frischem Kapital auszuhelfen. Mindestens 300 Millionen Euro würden dringend gebraucht, um die kurzfristige Liquidität des Unternehmens zu gewährleisten. Von den darüber hinaus benötigten rund 750 Millionen Euro müsste Hamburg gemäß seines Anteils von 25 Prozent zwischen 170 und 190 Millionen Euro nachschießen.

Am kommenden Dienstag wird der Senat über die Finanzspritze beschließen, der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft noch am selben Tag die Senatsvorlage beraten. Die Containerlinie benötigt aber noch eine weitere Milliarde Euro in Krediten, um mittelfristig zu überleben. Wie die taz erfuhr, wird Hamburg deshalb noch im September eine Bürgschaft in Höhe von rund 400 Millionen Euro übernehmen müssen.

Laut Hamburger Abendblatt drohen der Reederei auch bei einem Kapital-Nachschuss drastische Sparmaßnahmen. Der Abbau von bis zu 15 Prozent der weltweit 7.200 Arbeitsplätze sei möglich. Zudem diskutierten die Gesellschafter der Reederei über den Verkauf der Hamburger Konzernzentrale sowie über Kooperationen und Fusionen mit anderen Schiffslinien.

Mögliche Partner seien die französische Reederei CMA CGM und die Neptune Orient Lines (NOL) aus Singapur. NOL hatte sich 2008 mit dem Konsortium Albert Ballin einen erbitterten Kampf um die Übernahme von Hapag-Lloyd geliefert, unterlag aber schließlich. MARCO CARINI