Systemrelevante Werften in Mecklenburg-Vorpommern

SCHIFFSBAU Bund und Land wollen die insolventen Wadan Yards wieder flottmachen

HAMBURG taz | Im Insolvenzverfahren der Wadan-Werften hat am Donnerstag erstmals der Gläubigerausschuss über die Zukunft des Schiffbauers beraten. Bis Ende Juli müssen Gläubiger, IG Metall und Insolvenzverwalter Marc Odebrecht eine Entscheidung treffen.

Die Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde sind längst Chefsache. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach kürzlich mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedjew über Hilfen. Im Juli 2008 hatte nämlich der staatsnahe russische Fonds FLC West die Mehrheit vom norwegischen Aker-Verbund für 292 Millionen Euro gekauft. Doch der Russenfonds zog nicht einen neuen Auftrag an Land, und obwohl 2009 mehr als 200 Millionen Euro an vom Bund und Mecklenburg-Vorpommern verbürgten Krediten ins Unternehmen fließen, ist es seit Juni zahlungsunfähig.

Kein Einzelfall: Ein halbes Dutzend Werften ist pleite. Dennoch gibt es keine Krise des Schiffbaus an sich. Für den CDU-Experten Eckhardt Rehberg ist und bleibt die Hochtechnologiebranche eine „systemrelevante Industrie“. Die ist gespalten in Gewinner und Verlierer. Die einen haben sich wie Wadan im Boom der vergangenen Jahre mit dem Bau relativ simpler Massenprodukte wie Containerschiffe begnügt. Standardschiffe von der Stange werden längst in Korea, China und Vietnam ebenso gut und dank staatlicher Kampfsubventionen billiger gebaut. Doch solange Werftkapazitäten weltweit knapp waren, schwappten genügend Aufträge nach Deutschland.

Für solche Unternehmen sieht man selbst in der Branche schwarz: „Schiffbau hat Zukunft, aber nicht auf dem Kapazitätsniveau, das wir heute haben“, warnt Herbert Aly, Vorstand der Thyssen Krupp Marine Systems und Vizepräsident des Schiffbauverbands VSM. Aly erwartet, dass die Hälfte der deutschen Werftkapazitäten verschwinden wird. Für Wadan könnte dies bedeuten, dass von den verbliebenen 2.600 Jobs sogar zwei Drittel vernichtet werden. Zu DDR-Zeiten malochten noch 12.000 Menschen unter den Kabelkränen in Wismar und Warnemünde bei Rostock.

Andere Werften wie Meyer in Papenburg oder Blohm+Voss in Hamburg spielen in einer höheren Hightech-Liga und haben sich auf 500 Millionen Euro teure Kreuzfahrtschiffe, Kriegsschiffe oder weltweiten Reparaturservice spezialisiert. Dabei sind auch die Wadan-Werften technisch „auf dem neusten Stand“, versichert Jutta Blankau von der IG Metall. „Mit neuen Produkten hat das Unternehmen gute Chancen, sich auf dem Weltmarkt zu behaupten.“ H. PFEIFFER