Neue Schulschließungen

Bildungsbehörde will Gesamtschule Steilshoop dichtmachen. Weitere sieben Haupt- und Realschulen bekommen keine neuen Klassen. Opposition spricht von „Farce“

Die Bildungsbehörde plant nur vier Monate nach Verabschiedung des Schulentwicklungsplans neue Schulschließungen. Das geht aus einer Vorschlagsliste hervor, die der taz vorliegt. Gravierendste Neuigkeit: Die Gesamtschule Steilshoop soll ganz dichtgemacht werden, weil es nur 36 Anmeldungen für die 5. Klassen gab.

Der Elternratsvorsitzende Martin Kersting reagierte entsetzt und sprach von einer „Fehlentscheidung“, da die Schule zu den wenigen Institutionen gehöre, die in der Großsiedlung Steilshoop soziales Leben organisiere. Auch verliefen die Anmeldezahlen in einer „Wellenbewegung“. So habe es im Jahr 2000 zwar auch nur 34 Fünftklässler gegeben, in den darauf folgenden zwei Jahren aber wieder 68 und 66, sodass drei Klassen eingerichtet werden konnten. Doch Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) will dem Standort offenbar keine Chance mehr geben, denn die Maßnahme ist „strukturell“, sprich endgültig geplant.

Insgesamt verzeichnet die Liste elf Abweichungen gegenüber dem frisch verabschiedeten Schulentwicklungsplan, weshalb die SPD gestern den Dialog der vorangegangenen Monate zur „Farce“ erklärte. Neu ist etwa, dass sieben Haupt- und Realschulen (HR) die Einrichtung neuer Klassen verwehrt wird. So dürfen die Schulen Iserbarg, Röthmoorweg und Redder keine neuen 5. und 7. Klassen einrichten. Die HR-Schulen Ernst-Henning-Straße und Curlack-Neuengamme sowie Poppenbüttler Stieg sollen keine neuen 5. Klassen bekommen und die Schule Fährstraße in Wilhelmsburg soll auf die 7. Realschulklasse verzichten. Diesen Schulen droht Schließung, sie haben aber im Unterschied zu Steilshoop theoretisch die Chance in 2006 mehr Schüler zu werben.

GALierin Christa Goetsch moniert, dass die Maßnahmen Schulen wie Iserbarg „völlig unvorbereitet“ treffen. Dies zeige, wie „lückenhaft“ die Schulstandortdebatte vom Herbst war. Goetsch: „Die CDU und ihre planlose Schulsenatorin müssten endlich eine Schulentwicklungsplanung anstoßen, die die strukturellen Probleme der Hamburger Schullandschaft wirklich anpackt.“

Dazu zählt, dass die rund 60 HR-Schulen bis auf wenige Ausnahmen tatsächlich sehr klein sind, weil sie nur noch von 18 Prozent der Eltern ausgewählt werden. Kaija Kutter