„Die Preise werden wohl noch weiter steigen“

GELD Der Kunsthistoriker Daniel von Schacky über Markt und Moneten

■ Jahrgang 1976, ist als Kunsthistoriker im Berliner Auktionshaus Villa Grisebach für den Bereich Contemporary Art zuständig. 2006 wurde bei Grisebach das Gerhard-Richter-Bild „Landschaft mit Wolke“ aus dem Jahr 1969 für 1.036.500 Euro versteigert.

taz: Herr von Schacky, wie konnte Gerhard Richter zum teuersten deutschen Künstler der Gegenwart werden?

Daniel von Schacky: Der Kunstmarkt wird von verschiedenen Teilnehmern geprägt. Preisentwicklungen setzen sich aus einer Wechselwirkung von musealer und öffentlicher Aufmerksamkeit zusammen. Auch wenn das keine Erfolgsgarantie ist. Der Markt reflektiert eine Konsenswahrnehmung. Gerhard Richter kam dabei zugute, dass er früh international ausgestellt worden ist. Auf einem globalen Kunstmarkt ist eine solche internationale Präsenz sehr wichtig. Besonders eine Wanderausstellung durch verschiedene amerikanische Museen führte in den 90er Jahren zu der Preisexplosion bei Richters Werken.

Richter selbst stand dieser Entwicklung stets skeptisch gegenüber. Kann ein einzelner Künstler die Preisentwicklung auf dem Sekundärmarkt beeinflussen?

Durchaus. Wenn Gerhard Richter sich heute etwa entschließen würde, in kürzester Zeit hunderte von Werken zu produzieren, dann würde sich das natürlich auf die Preisentwicklung niederschlagen. Auch wenn die Käufer plötzlich an der Qualität neuerer Arbeiten zweifeln würden, bliebe das nicht ohne Wirkung.

Sind in den nächsten Jahren noch weitere Rekorde bei der Versteigerung von Richter-Werken zu erwarten?

Das kann man nicht vorhersagen. Aber natürlich wird die Luft nach oben schon dünner. Je höher die Preise, um so geringer wird die potenzielle Käuferzahl. Dennoch: Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre anschaut, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Preise weiter steigen werden. Man muss aber auch sagen, dass nicht alle Arbeiten von Gerhard Richter aus Investitions- oder Spekulationsgründen erworben werden. Die Sammler seiner Werke sind ein ganz bunter Haufen. Da finden sich Rechtsanwälte und Psychologen ebenso wie Investmentbanker und Unternehmer. Viele schätzen einfach Richters Auseinandersetzung mit der Rolle der Malerei in der heutigen Zeit.

INTERVIEW:
RALF HANSELLE