STEFFEN GRIMMBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Hang zur Transzendenz

Nein, ein Reformator ist John Luther eigentlich nicht. Mit dem Mönch aus Wittenberg verbindet den Londoner Polizisten allerdings schon ein gewisser Hang zum Transzendenten: Detective Chief Inspector Luther (Iris Elba) spürt die Wahrheit. Jedenfalls eher, als dass er sich ihr durch bloße Indizienbeweise nähern würde. Und wie der mit seiner Kirche hadernde Geistliche vor 500 Jahren hadert Inspektor Luther mit den Möglichkeiten, Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuzuführen.

Das bringt ihn prompt mit dem Gesetz in Konflikt. Weil er die Verurteilung eines Kindesentführers einfach mal selbst besorgt, muss Luther abtauchen. Das Disziplinarverfahren übersteht er. Aber die Ehe ist hin: Ehefrau Zoe (Indira Varma) hat einen Neuen. Und Luther darf gleich auch noch in einem besonders verzwickten Fall ermitteln: Die Eltern von Alice Morgan sind bestialisch ermordet worden – und Luther ahnt umgehend, dass die mild autistische Tochter mit ihrer brutalen Logik dahintersteckt. Luther durchschaut die hochbegabte junge Frau mit dem stechenden Blick zwar sofort, nachweisen kann er ihr erst mal gar nichts. Und weil er kein normaler Cop ist, macht ihm die intellektuelle Konkurrenz auch noch Spaß.

Der zugehörige verbale Schlagabtausch ist stellenweise brillant. Doch insgesamt geht einem Iris Elba („The Wire“) als beinahe allwissend-transzendenter Bulle irgendwann auf den Geist. Ruth Wilson als Alice macht das allerdings locker wieder wett: Ihre intelligente Boshaftigkeit bringt selbst John Luther aus dem Konzept. Luthers zweiter Fall – ein Killer exekutiert gleich reihenweise Polizisten – gerät dabei fast ins Hintertreffen. Luthers Ego perlt in hammerschweren Dialogfetzen („Hast du nie Bedenken, auf der Seite des Teufels zu sein, ohne es zu wissen?“), wird durch die plötzliche Erkenntnis von Zoe („Er wäre glücklicher als Priester als das, was er macht“) ausgebremst und übt sich im Psychosparring mit der brutalschönen Alice.

„Luther“, So., 22.00 Uhr, ZDF