Britische Arbeiter kämpfen für den Erhalt grüner Jobs

PROTEST Sechs Arbeiter besetzen britisches Vestas-Werk, obwohl Gericht Räumung veranlasst hat

BERLIN taz | Jetzt ist es amtlich: Die Fabrik des dänischen Windturbinenbauers Vestas in Newport auf der Isle of Wright vor der englischen Südküste muss umgehend geräumt werden. Das entschied ein Gericht am späten Mittwochnachmittag.

Seitdem das Unternehmen vor nunmehr 16 Tagen die Schließung des Werks bekannt gegeben hat, besetzen britische Arbeiter die Anlage: Sie wollen zumindest ein Mitspracherecht. Richter Graham White wies Forderungen der Geschäftsführung nach einer Zwangsräumung der Gebäude zunächst zurück, bewilligte sie allerdings am Mittwoch, nachdem Vestas „relevante Dokumente“ nachgereicht hatte.

Dennoch harren sechs der vormals elf Arbeiter weiterhin auf dem Dach des Windanlagenbauers aus. Sie haben nichts zu verlieren – beziehungsweise alles: Sollte das Werk tatsächlich geschlossen werden, stehen mit ihnen 600 weitere Fabrikarbeiter ohne Job auf der Straße. Dabei erfahren sie rege Unterstützung von etwa 200 Gewerkschaftern und Umweltaktivisten, die sie vor der Fabrik mit Sprechchören befeuern: „Wir kämpfen weiter!“ Und auch auf dem Dach einer zweiten Vestas-Fabrik in der Nähe haben sich Anhänger alternativer Energien zum Protest versammelt.

Bob Crow, Generalsekretär der britischen Gewerkschaft RMT, sagt: „Das Gericht mag seine Entscheidung getroffen haben, aber wir demonstrieren weiter für grüne Jobs.“ Schuld an der geplanten Schließung der Fabrik ist nicht die Wirtschaftskrise, sondern, laut Vestas, Großbritannien selbst: Das Land sei nicht der richtige Standort für die Entwicklung alternativer Energien, solange Lokalpolitiker Windräder blockierten. Vestas wollte sich am Donnerstag zum Umgang mit den Fabrikbesetzern nicht äußern.

ANNA MAUERSBERGER